Fahrradklau nimmt zu

■ Weißer Ring konstatiert steigende Kriminalität in der Hansestadt

Als traurigen Rekord hat der „Weisse Ring“ gestern die Kriminalitätsentwicklung in der Hansestadt bezeichnet. Mit 11,5 Prozent Steigerungsrate liegt Hamburg weit über der bundesweiten Steigerungsrate von 3,1 Prozent. Vor allem die Zunahme bei Eigentumsdelikten wie Fahrrad- und Autodiebstahl treibt die Zahlen in die Höhe.

Von den insgesamt 306.643 anzeigten Fällen im vergangenen Jahr waren 209.039 Diebstähle. 9583 Autos und 21.547 Zweiräder wurden entwendet. Demgegenüber stieg die Zahl der Gewaltdelikte gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Prozent. Zum Vergleich: in den Jahren 1990 und 1991 hatte es hier Steigerungsraten von 15 und 13 Prozent gegeben.

Die Hilfsorganisation, die ihre Arbeit zum großen Teil aus Bußgeldern finanziert, kritisierte gestern bei ihrer Jahrespressekonferenz die geringe Aufklärungsquote. Während bundesweit 42,3 Prozent der Täter gefunden werden, sind es in Hamburg nur 37,4 Prozent. Während immerhin 71,5 Prozent der schweren Körperverletzungen und 44,8 Prozent der Gewaltkriminalität aufgeklärt werden konnten, wurden Fahrraddiebe nur in 4,4 Prozent aller Fälle gefaßt.

Der 1976 gegründete „Weisse Ring“ kümmert sich vor allem um die Opfer von Gewalttaten. Zu den Hilfen gehören neben materieller Unterstützung auch menschlicher Beistand, wie die Begleitung zu Gerichtsterminen, Organisierung von Erholungsaufenthalten sowie kostenlose Erstberatung bei einem Anwalt.

Die Organisation fordert seit Jahren eine rechtliche Besserstellung der Opfer. Die nach Mölln und Solingen „mit Hektik“ betriebene“ Novellierung des Opferentschädigungsgesetzes bezeichnete der Generalsekretär Dieter Eppenstein gestern als „glatten Verfassungsverstoß“. Das Gesetz billigt zwar auch Nicht-EG-Ausländern eine Entschädigung zu, unterscheidet aber nach Aufenthaltsstatus und Dauer. Asylbewerber, die die BRD wieder verlassen, sollen mit einer einmaligen Abschlagszahlung abgefunden werden. Opfer, die in ihrem Heimatstaat an politischen Auseinandersetzungen beteiligt waren und deren Schädigung darauf beruht, so Eppenstein, sollen demnach sogar ganz von der Entschädigung ausgenommen werden.

kaj