Vollgas mit Sonne im Tank

■ Schering AG nahm Solartankstelle in Betrieb / Solarauto als Transporter /Noch ist unklar, ob die 140 Berliner Elektromobilbesitzer Tankstelle nutzen dürfen

Sonne tanken kann jetzt auch das Elektroauto der Berliner Schering AG. Als eines der ersten deutschen Unternehmen nahm gestern der Chemiekonzern eine Solartankstelle in Betrieb. Auf einem Teil des Weddinger Firmengeländes am Nordhafen/Ecke Sellerstraße, das eher an eine Waldwiese als an ein Testgelände erinnert, ragt die acht Meter hohe „Tanke“ in den Himmel. Auf einem grün gestrichenen Gestell sind 112 Solarmodule in Südrichtung installiert, die Sonnenstrahlen auffangen und in Energie verwandeln.

Herzstück der Anlage ist der sogenannte Wechselrichter, der Gleichstrom in Wechselstrom verwandelt. Der so erzeugte Strom wird in das Hausnetz des Konzerns eingespeist. So darf das Elektroauto, das zusammen mit der Treptower Beschäftigungsgesellschaft ATL betrieben wird, mit dem heutigen Tag „Solarauto“ heißen. Mit der Aufschrift „Mit Sonne im Tank“ fährt der Solar-Kleintransporter vorrangig auf dem weitläufigen Werksgelände. Die Schering- Mitarbeiter nutzen es, um Meß- und Probenahmegeräte zu transportieren. Außerdem fahren sie zwischen den Betrieben in Wedding, Charlottenburg und Frohnau. Aber nicht nur als Transportmittel soll das Auto dienen. MitarbeiterInnen des Konzerns können in einem Kurs „Sonnenkollektorenbau“ Kenntnisse für ihre privaten Zwecke erwerben. – Ob jedoch einer der rund 140 Berliner Elektromobilbesitzer bald dort tanken darf, ist noch nicht geklärt. „Wir überlegen das noch“, sagte Projektleiter Hans-Peter Schwalbe. Wichtig sei, eine Infrastruktur mit Solartankstellen zu schaffen, die für die Verbraucher leicht zugänglich seien.

Das Solarauto zeichnet sich dadurch aus, daß es besonders leise fährt und wenig Energie verbraucht. Der Energieverbrauch beträgt lediglich 25 Kilowatt pro 100 Kilometer, was einem Verbrauch von 2,5 Litern Benzin auf 100 Kilometern entspricht. Auch belastet es die Umwelt weniger als die Benzinschleudern.

„Wir begannen vor rund zwei Jahren, das Projekt zu planen“, erläuterte Eberhard Bresinsky, Leiter des Fachbereiches Zentrale Sicherheit und Umweltschutz. Die Anlage plus Auto kostete rund 240.000 Mark. Sie hätten alles ohne staatliche Mittel finanziert, so Bresinsky.

Wie sich das Projekt weiterentwickelt, ist noch nicht klar. „Ein Solarmobil ist sehr teuer. Es kostet zwischen 30.000 und 70.000 Mark“, so Projektleiter Peine. Die rund 440 Kilogramm schwere Batterie brauche bis zu zehn Stunden, um sich aufzuladen. Die Spitzengeschwindigkeit betrage nur 65 km/h bei einer Reichweite von 50 bis 70 Kilometern. Susanne Landwehr