Ende der Lora-Leier?

■ Linksalternatives Bürgerradio in München darf im Oktober starten

München (epd/taz) – Das linksalternative Radio Lora München soll nun endlich im Oktober seinen Sendebetrieb aufnehmen. Der Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien erteilte dem Sender am 8.Juli bei elf Gegenstimmen eine Lizenz für zehn Stunden Programm wöchentlich. Sie ist allerdings vorerst auf zwei Monate begrenzt, später soll die Lizenz auf die übliche Laufzeit von acht Jahren ausgedehnt werden.

Das linksalternative Fensterprogramm von Lora soll auf einer der fünf Münchner Kommerzfrequenzen laufen. Ursprünglich hatte Lora schon ab April senden sollen, doch eine Koalition von Teilen der CSU, zwei Dudelfunk- Kanälen und einem katholisch- fundamentalistischen Radiosender machten gegen die Linken mobil. Die zwei Anbieter Radio 2Day und Hit-FM, auf deren Frequenz 89,0 Mhz Lora starten sollte, wehrten sich erfolgreich vor dem Verwaltungsgericht dagegen, daß die Programmverantwortung für die Sendungen von Lora bei ihnen liegen sollte. Grund für diese fehlerhafte Konstruktion war der bloße „Zulieferstatus“ von Lora, den das Gericht bemängelte.

Dem CSU-Oberbürgermeisterkandidaten und derzeitigen bayerischen Umweltminister Peter Gauweiler war Lora ebenso ein Dorn im Auge wie dem erzkatholischen Radio-Rechtsausleger „Rundfunk Neues Europa“, der ebenfalls einige Stunden Sendezeit auf 89,0 Mhz nutzt und in Lora das schlechthin „Böse“ sah. Selbst im Kabinett und in der CSU-Zentrale kam das Thema zur Sprache. Als einziger CSU-Vertreter gab der Medienratsvorsitzende Klaus Kopka ein positives Urteil über Lora ab: Der Sender werde „auf eine Weise verurteilt, wie ich das seit Radio Z nicht mehr erlebt habe“. Dies sei „eine Diffamierung erster Ordnung“. Radio Z in Nürnberg ist das bislang einzige bayerische Alternativradio und konnte 1987 ebenfalls erst nach gerichtlichen Auseinandersetzungen an den Start gehen.