Alexander Kluge

Er ist Autor, Filmemacher, Alchimist. Außerdem ist Alexander Kluge, der am 14.2.1932 in Halberstadt geboren wurde, auch noch Dozent an der Universität Frankfurt, Filmpolitiker (er war einer der Architekten des Oberhausener Manifestes und des darin verkündeten Abschieds von Papas Kino); und er ist außerdem, nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Geschichte und Kirchenmusik als Anwalt tätig. Er war Volontär bei Fritz Lang (durch Vermittlung von Adorno) und schrieb sein erstes Buch von Erzählungen, „Lebensläufe“, im Jahre 1962. In erster Linie aber ist er Monteur und Archäologe: Filme wie „Abschied von gestern“ (sein erster, 1966), „Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos“ (1967) oder „Die Patriotin“ (1979) konfrontieren Billetts der Alltagskultur, Biographisches, Historisches, mit Stadtplänen, Stellungnahmen, Photoalben, Märchenfiguren und vor allem Kriegsberichterstattung. Weil er als Marxist in Kategorien der Produktion denkt, zu der für ihn auch die menschlichen Beziehungen gehören, beschreibt er seine Arbeit als „Baustelle“, „Relais“, „Laboratorium“. „Deutschland im Herbst“ wäre ohne seine alchimistische Tätigkeit wohl undenkbar.

Nach seinem letzten Kinofilm „Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit“ (1989) verlegte er sich, während andere noch lamentieren, auf die Implosion der Neuen Medien. Unter seiner Ägide produziert ein Joint- venture für Programmentwicklung, die DCTP, Nachrichtensendungen und Kulturberichte, in denen tatsächlich regelmäßig die Genres gegen den Strich gebürstet werden. Kluges Interviewtechnik läßt keine Option unversucht.

Foto: Andreas Pohlmann

Dieser Tage erschien die überarbeitete Fassung von „Geschichte und Eigensinn“, in dem Kluge gemeinsam mit Oskar Negt von der Post- Wendezeit aus auf den Golfkrieg, Tschernobyl und den Verlust von Erfahrungen blickt. (Edition Suhrkamp, 3 Bände, ca. 60 DM). mn