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Knast für Betrüger

■ Millionenschaden für Treuhand

München (dpa) – Im Prozeß um einen Millionenbetrug an der Berliner Treuhand sind die drei Angeklagten gestern wegen Untreue und Beihilfe dazu vom Münchner Landgericht zu Knast zwischen fünf und siebeneinhalb Jahren verurteilt worden. Gegen den Ex- Oberbürgermeister und CSU- Landtagsabgeordneten Erich Kiesl, der als Zeuge gehört worden war, kündigte der Vorsitzende Richter Strafanzeige „wegen Falschaussage und anderem“ an.

Der Urteilsspruch gegen das Trio sei die „traurige Konsequenz ihres Bemühens, die ehemalige DDR-Firma Heimelektrik durch Machenschaften in den eigenen Besitz zu bringen“, sagte Richter Jürgen Hanreich. „Es handelt sich nicht um einen Hühnerdiebstahl, die Heimelektrik war die viertgrößte Außenhandelsgesellschaft der DDR mit 4,5 Milliarden Mark Umsatz und über 50 Millionen Mark Liquidität.“ Der Versuch, sich das Unternehmen durch Liquiditätsentzug mit Hilfe von Risikogeschäften günstig unter den Nagel zu reißen, sei zwar mißlungen. Dabei habe das Trio aber bei der Treuhandanstalt einen Schaden von 30 Millionen Mark verursacht.

Der 51 Jahre alte frühere CSU- Stadtrat Hansjoachim Gaub, ehemaliger Anwaltssozius Kiesls, muß wegen Beihilfe in drei Fällen fünf Jahre in Haft. Gaub soll auch seine Anwaltszulassung verlieren. Der Braunschweiger Unternehmer Ekkehard Höhn (51) und Rainer Kickut (50), früherer Direktor einer ehemaligen DDR-Außenhandelsgesellschaft, müssen wegen Beihilfe zur Untreue je siebeneinhalb Jahre hinter Gitter. Die Kammer kündigte an, gegen einige Zeugen wegen Falschaussage Anzeige zu erstatten. Gegen den Ex- Bundestagsabgeordneten Hermann Fellner (CSU) läuft bereits ein Ermittlungsverfahren.

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