: Vorwärts auf dem Holzweg
■ Der Holzverbrauch in Deutschland steigt und steigt / Besonders die Importeure sind zufrieden: Proteste hin, Boykott her - das Tropenholz-Geschäft floriert Von Beate Kranz
Holz ist nach wie vor der Deutschen liebster Baustoff. Ob für Möbel, Küchenbrettchen, Fenster oder Spielzeug – seit rund 30 Jahren steigt der Verbrauch des beliebten Naturproduktes in Deutschland jährlich durchschittlich um zwei Prozent. Zunehmend an Bedeutung gewinnt dabei Papier: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) des Holzkonsums gingen 1992 ins Blätterwerk – für Zeitungen, Zeitschriften, Verpackungen oder Briefbögen. Aussichten für 1993: Der Trend geht weiter, Tendenz für Papier steigend, ist die nüchterne Bilanz der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) in Hamburg. Tropenholz spiele mit drei Prozent Anteil am Gesamtverbrauch eine relativ kleine Rolle.
Der Gesamtholzverbrauch belief sich im vergangenen Jahr auf 88,3 Millionen Kubikmeter Rohholz-äquivalente (Maßeinheit für Holz). Im Klartext der Statistik: JedeR Deutsche verbrauchte 1992 rund 200 Kilogramm Papier plus eine komplette Zimmereinrichtung mit Schrank, Tisch und Stühlen, verdeutlicht Prof. Heiner Ollmann, zuständig für Holzmarktforschung im BFH. Insgesamt ist das Holzaufkommen in der Bundesrepublik mit 139,3 Millionen Kubikmetern noch erheblich höher: Im vergangenen Jahr wurden allein 51 Millionen Kubikmeter exportiert. „Deutschland ist eines der größten Exportländer der Welt, was kaum einer weiß“, klärt Ollmann auf. Und offensichtlich auch eines der größten Importländer: Immerhin wurden 1992 80,3 Millionen Kubikmeter anderer Holzarten eingeführt.
Und diese sind es auch, die mit 57 Prozent mehr als die Hälfte des Gesamtholzverbrauchs ausmachen, gefolgt von Eigenproduktion (20 Prozent), Altpapier (16 Prozent) und Lagerbeständen (7 Prozent). Allein 27,2 Millionen Kubikmeter Nadel- und Laubholz – wie Fichte, Kiefer, Buche und Eiche – wurden 1992 in hiesigen Wäldern geschlagen – ohne die vorangegangenen katastrophalen Windschäden hätte die Beute bei 37 bis 40 Millionen Kubikmetern gelegen, schätzt Ollmann. Aber auch die Sammelfreude der Recycling-Freunde zeige Wirkung: Altpapier trug im vergangenen Jahr mit 22,9 Millionen Kubikmetern einen stolzen Beitrag zum Gesamtholzverbrauch bei. Zum Verdruß der deutschen Forstwirtschaft, die erheblich weniger „frisches“ Holz absetzen konnte, kommentiert Ollmann diese umweltfreundliche Initiative.
Die Holzimporteure dagegen sind mit ihrem vergangenen Geschäftsjahr zufrieden und rechnen auch für 1993 mit keinen größeren Einbrüchen. „Solange es der Baubranche gut geht, geht es uns auch gut“, sagt der Geschäftsführer des Vereins Deutscher Holzeinfuhrhäuser (VDH) in Hamburg, Klaus Schwarz. Ungeachtet der Proteste von Umweltschützern und des Regenwaldholz-Boykotts von rund 400 Kommunen belaufe sich der Tropenholzimport nach Berechnungen des VDH unverändert auf etwa 1,6 Millionen Kubikmeter (ohne Fertigprodukte). Die BFH beziffert den Gesamt-Tropenholzimport auf 2,1 Millionen Kubikmeter.
Statt Rohholz werden zunehmend Halbfertigwaren aus den Tropen geliefert: Während 1970 noch überwiegend ganze Baumstämme (76 Prozent der Einfuhren) nach Deutschland importiert wurden, betrage diese Form mittlerweile nur noch 20 Prozent. Inzwischen wird das Gros als Schnittholz (41 Prozent), Sperrholz (29 Prozent) und Furnier (10 Prozent) eingeführt. Ein Beitrag zur Wirtschaftsstabilisierung, hebt Schwarz hervor: Damit würden die Beschäftigung in den Erzeugerländern gefördert undArbeitsplätze gesichert.
Argumente, die die Umweltschutzorganisation Greenpeace nicht überzeugen. Sie hält weiterhin Boykott für den besten Weg zum Regenwaldschutz: Durch Protestaktionen haben die Umweltschützer vier Baumarktketten bis Ende des Jahres zum Verzicht auf Tropenholzprodukt-Verkäufe verpflichtet. „Damit sind über 500 Baumärkte – und damit ein Drittel des Umsatzvolumens – in Deutschland tropenholzfrei“, vermeldet Greenpeace nicht ohne Stolz. Die Bundesforschungsanstalt für Forts- und Holzwirtschaft warnt dagegen vor einem Totalimportverbot. Denn dies würde „der Branche zwar wehtun“, die Holzversorgung in Deutschland aber nicht gefährden. Der Verlust für die Tropenländer wäre erheblich ernster.
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