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: Schwager Götz

„Avanti“, Mittwoch,

23.15 Uhr, VOX

Neulich wurde das Magazin „Avanti“ an dieser Stelle getadelt und das mit Recht, denn eine Hamburger Hafenrundfahrt hat nichts mit Lifestyle zu tun, sondern bedeutet Lebensart. Inzwischen muß die Angelegenheit etwas nachsichtiger beurteilt werden, hat doch mit Götz Alsmann ein Mann die Moderation übernommen, der Lebensart verkörpert wie kaum ein zweiter in der deutschen Showbranche.

Weder sein gehobener akademischer Grad noch seine Verwurzelung in der Münsteraner Schwagerkultur und schon gar nicht seine beachtlichen Erfolge als Bandleader – „Götz Alsmann & The Sentimental Pounders“, bekannt von Funk und Fernsehen – oder Schallplattenstar haben dieses stets geschniegelt und gestriegelt auftretende Multitalent je vom rechten Weg abbringen können. Der schmissige Sprachfluß des Conferenciers birgt Ironie, Weltgewandtheit und umfassendes Wissen. Als weiteres Charaktermerkmal darf hier Bescheidenheit angeführt werden, und darum verweilt die Kamera nun auch nicht mehr länger auf dem Interviewer als auf dem Interviewten, wie überhaupt die brachial avantgardistische Zoom- und Wackelästhetik offenbar weitgehend abgestellt wurde, welche um so peinlicher war, als sie meist mit der Darbietung vollständig abgegraster Themen einherging.

Diese Phase scheint vorbei. „Avanti“ zeigt heute „saubere Filme aus sauberen Räumen“ mit „dem Besten, was Medien, Kunst, Musik, Kultur, Autos und hustende Menschen hergeben“ (Alsmannn). Mit anderen Worten: manierlich und kurzweilig gemachte Beiträge aus allen Bereichen modernen Lebens. Gebannt verfolgen wir die Arbeit eines New Yorker High-Tech-Detektivs, der mit gadgets wie Faxabfangcomputer, Wanzendetektor oder Kofferkamera einen gewissen James Bond gleichsam zum Stümper degradiert. Am schon unvermeidlichen John Lurie kommt schon aus zielgruppendynamischen Gründen auch „Avanti“ nicht vorbei; in diesem Zusammenhang fällt die bedenkliche Formulierung „improvisierte Jazzmusik“, die Alsmann leider unkommentiert im Raume stehen läßt.

Die Kulturtips betreffen den französischen Impressionismus, Blueslegende Albert Collins, die Hamburger Warhol-Retrospektive und einen Reiseführer für Vegetarier – eine brauchbare Ausbeute und gleichfalls Aufmunterung für ein vom Schnupfenfieber niedergestrecktes und sich dem Ende nahewähnendes Individuum. Herr Dittmeyer