Deutsche Blauhelme in Somalia unter Feuer

■ Demonstration von Aidid-Anhängern in Mogadischu / Bundeswehr bleibt bei Planungen zur Entsendung weiterer Soldaten / Italienischer General gefeuert

Mogadischu (AFP/dpa/taz) – Rund 2.000 Anhänger des steckbrieflich gesuchten somalischen Milizchefs Mohamed Farah Aidid haben gestern morgen im Süden der Hauptstadt Mogadischu gegen den Militärschlag der UN-Truppen (UNOSOM) vom Montag demonstriert. Aidids Nationale Somalische Allianz (SNA) hatte zu der Kundgebung mit Slogans gegen die USA und die UNOSOM aufgerufen.

Bei Angriffen von Aidid-Anhängern auf UN-Einrichtungen vom Mittwoch abend wurde nach Angaben der UNOSOM kein Mitarbeiter der UN-Truppen verletzt. Ein UNO-Sprecher bestätigte, daß auf dem Flughafen von Mogadischu während eines knapp halbstündigen Angriffs etwa 120 Schüsse abgegeben und etwa zehn Raketen abgefeuert worden seien. Die UN-Soldaten hätten mit Gewehrschüssen geantwortet.

Deutsche Soldaten haben sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums beim Angriff auf den Flughafen in der Nacht zum Donnerstag entgegen ersten Erklärungen doch in dem umkämpften Gebiet aufgehalten. Es sei aber niemand verletzt worden, sagte ein Sprecher der Hardthöhe. Die Soldaten seien während des Angriffs „in Deckung“ gegangen und hätten das Feuer nicht erwidert.

Die Planungen zur Verlegung von weiteren 200 bis 300 Soldaten des deutschen Hauptkontingentes nach Mogadischu in der kommenden Woche liefen unverändert weiter. Die Bundesregierung wird nach den Worten von Außenminister Kinkel (FDP) möglicherweise neu über den Somalia-Einsatz der Bundeswehr entscheiden, wenn die Kämpfe in dem ostafrikanischen Land weiter eskalieren sollten. Derzeit gebe es aber keinen Grund für einen Rückzug der deutschen Truppen, so Kinkel.

Dagegen forderte der FDP-Politiker Jürgen Koppelin, die Bundesregierung solle die Entsendung weiterer Soldaten verschieben. Die SPD warnte die Koalition vor der neuen Truppenentsendung: „Die Blauhelm-Truppen der UNO werden jetzt als Bürgerkriegspartei empfunden.“

Der italienische General Loi, Chef des 2.600 Mann starken italienischen Kontingentes in Somalia, wird aufgrund einer Intervention von UNO-Generalsekretär Butros Ghali abberufen. Er soll „so rasch wie möglich“ nach Italien zurückkehren. Das französische Außenministerium hat sich hinter die Militäraktionen der UNO in der somalischen Hauptstadt Mogadischu gestellt. Das Ziel müsse die Entwaffnung aller Bürgerkriegsparteien sein, „die weiterhin die Aktionen der Vereinten Nationen behindern“, erklärte der Sprecher des Quai d'Orsay, Richard Duque.

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