Den T-Punkt entdecken

■ Ab morgen in Hamburg: 2. Europäisches Schwul-Lesbisches Jugendtreffen

Der Jüngste kommt nicht. Ein 15jähriger Schüler aus Bayern hatte sich zwar rechtzeitig zum 2. Europäischen Schwul Lesbischen Jugendtreffen angemeldet, aber seine Eltern verboten ihm die Teilnahme. Um mangelnde Beteiligung brauchen sich die Veranstalter dennoch keine Sorgen zu machen. Etwa 400 Schwule und Lesben aus über 15 westeuropäischen Staaten und den USA werden zu dem morgen in Hamburg beginnenden Treffen erwartet. „In den letzten Wochen sind so viele kurzfristige Anmeldungen eingegangen, daß wir Mühe hatten, genügend Schlafplätze zu finden“, erzählt der Veranstalter Andreas Köpke. Das Programm ist auf die 16 bis 25jährigen TeilnehmerInnen zugeschnitten. Es soll denen Mut machen, die ihr Coming out als Schwuler oder Lesbe noch nicht bewältigt haben und will Impulse für ein offensives Engagement für die Rechte Homosexueller geben. Die Workshops greifen neben Themen wie „Schwule und Lesben im Recht“, „Antischwule/Antilesbische Gewalt“ und einem „Safer Sex Workshop“ auch Exotisches auf: Eine Gruppe will den „T-Punkt“ entdecken, wobei das „T“ für „Tunte“ steht. Eine andere setzt sich mit (homosexuellen?) Computern auseinander. Doch es soll nicht nur gearbeitet, sondern auch genossen werden. Dafür gibt es auf zwei Bühnen ein Kulturprogramm, zu dem ausdrücklich auch die eingeladen sind, die sonst nicht am Treffen teilnehmen. Im Café Tuc Tuc (Oelkersallee) treten von Dienstag bis Freitag Hamburger Kleinkünstler auf: Unter anderen das frivole Duo „Coco Caramel & Lotte Treibeis“ (Mittwoch) und der Cabajazzo Monty Arnold (Freitag). Im Curio-Haus findet ab Montag ein „schwul-lesbischer Sommernachtstraum“ auch mit auswärtigen Künstlern statt. Die amerikanische Kabarettistin Janice Perry (Mittwoch) ist dabei und ihre Landsfrau Gayle Tufts (Freitag). Eigens für das Treffen hat sich die Gruppe „Schwuppdiwupp“ zusammengetan (Dienstag). Der Star kommt zum Schluß: Spätestens nach seinem Auftritt als Königin Beatrix hätte Hape Kerkeling alles klar machen können. In Hamburg steht Kerkeling nun als Moderator erstmals bei einem schwul-lesbischen Treffen auf der Bühne. Schirmherrin ist Schulsenatorin Rosemarie Raab. Angst haben die Veranstalter nur vor Übergriffen Rechtsradikaler. Solche Probleme gab es vergangenes Jahr in Frankfurt. Sicherheitsmaßnahmen sind getroffen.

Die Veranstalter stießen auch auf ein etwas merkwürdiges Verständnis von Jugend: Der älteste Jugendliche ist 89 Jahre alt.

Werner Hinzpeter

Zelt im Sternschanzenpark