Party ohne Anspruch fand Zuspruch

■ Drei Tage Sommernachtstraum auf dem Campus kein finanzielles Desaster / Opposition hatte schlechtes Wetter gewünscht /     Von Kaija Kutter

Es hat sich gelohnt. Die frisch gewählten Asta-Funktionsträger haben sich nicht umsonst drei Tage lang die Finger wundgespült. Denn es gab Bier selbstverständlich nur in Mehrweg-Bechern beim „Sommernachtstraum“, dem umstrittenen Kulturspektakel auf dem Campus. Für jedes Glas wurden 2 Mark Pfand kassiert – das erfreute vor allem die Jugend aus der Nachbarschaft. Wann immer ein Bier ausgetrunken war, wurde Student von runden Kinderaugen um die Herausgabe des wertvollen Pfandgutes angefleht.

Auch sonst spielte das Gerstengetränk eine zentrale Rolle auf dem Campusfest. Da sich kaum Sponsoren gefunden hatten, hing Erfolg oder Nicht-Erfolg der Veranstaltung vom Bierverkauf ab. „Spendet Geld oder, wenn ihr nicht wollt, dann trinkt einfach doppelt soviel“, animierte Moderateuse Didine vom Asta-Schwulenreferat. Die übrigens am zweiten Tag, an dem es regnete und nur 5000 Gäste die dargebotene Kultur komsumierten, als Linda-de-Mol-Verschnitt sehr überzeugte. Skeptisch beäugt von der Asta-Opposition, die – so gingen Gerüchte um – sogar schlechtes Wetter gewünscht und zum Boybott des Bierkonsums aufgerufen haben soll.

Nun, das Fest war kein Flop. 24300 Mark haben die grünen Asta-Leute eingenommen, und somit 70 Prozent der Kosten gedeckt. Der Verdacht, es würden „Asta Gelder verschleudert“ (O-Ton Jusos), trifft also nicht zu. Die erst vor drei Monaten abgewählte Funktionärsriege von Jusos, Linke Liste und Tu was nimmt ihre Oppositionsrolle übrigens sehr, sehr ernst. Das Sommerfest, beispielsweise, wurde als unpolitisch, da ohne Motto, abgelehnt. Rassismus in Deutschland sollte bei jeder „sich bietenden Gelegenheit thematisiert werden“. Die Campus Fete nicht dafür zu nutzen, bedeute „eine weitere Diskriminirung“, heißt es in der neusten Ausgabe des „Drögen Blatts“, das das „Linke Oppositionsplemun“ herausgibt. Ein Zusammenschluß von Ex-Asta-Gruppen und sogenannten Unorganisierten, in den Fachschaftsräten aktiven Studenten, die ebenfalls auf Distanz zu den grünen Machthabern gehen. Ihre Zeitung spießt alles und jedes auf, was der Asta tut oder nicht tut. Als eine Getränkefirma kürzlich Kaltgetränke-Automaten durch Dosenautomaten ersetzen ließ, wurde dies prompt dem Öko-Referat angekreidet, das sich auf die Fahnen geschrieben hatte, Plastikbecher vom Campus zu verbannen. Der Artikel war nicht ausrecherchiert, der Asta hatte mit den Automaten zu tun.

Doch hinter all diesen Spitzfindigkeiten steckt auch der eine oder andere inhaltliche Kern. Der Ex-Hochschulreferent Jan Greve vermißt beispielsweise die „eigentliche Hochschulpolitik“. So haben sich die Grünen aus dem bundesweiten Zusammenschluß der Asten zurückgezogen, am studentischen Gegengipfel in Bonn nicht beteiligt. Themen, wie die jüngst wieder von Bonn aufs Tapet gebrachten Studiengebühren und Zwangsexmatrikulation oder aber auch Dauerbrenner wie Raumnot und schlechte Studienbedingungen spielten kaum eine Rolle.

Die linken Jusos ordnen die Grüne Hochschulgruppe im landespolitischen Kontext ein. Demnach ist die von dem GAL-Bürgerschaftskandidaten Martin Jörß angeführte Gruppe ein regelrechtes „Realo-Rollkommando“, das auch schon mal als Fußvolk benutzt wird, um in den GAL-Bezirken rechte Mehrheiten zu schaffen. Campus Rot-Grün haßt sich. Kaum vorstellbar, daß die ältere Generation in der Bürgerschaft eine Koalition bilden könnte.

Dabei macht Realpolitik auf dem Campus durchaus Sinn, scheint die Politik der kleinen Schritte bei den Studenten gut anzukommen. Das Semesterticket beispielsweise wurde mit einer Mehrheit von 76 Prozent bejaht. Auch haben grüne Asta-Referentinnen durchgesetzt, daß das Studentenwerk ab sofort keine Zimmer mehr vermittelt, die nur für Deutsche sind. Ein Beispiel für Rassismus, das vom AusländerInnenreferat jahrelang moniert wurde. Und auch die Party ohne Anspruch hat Zuspruch gefunden, die bunte Bühne vor dem monströsen Philturm auch auf die Opposition eine gewisse Faszination ausgeübt, so daß sie schließlich doch half, den Umsatz zu steigern.