■ Kommentar
: Das Grüne in uns

Ein grünes Herz? Die GAL als Verkörperung des Weiblichen in der Politik?? Liebe und Schmerz als „Facetten der GAL“??? Meine Fresse! Die spinnen doch, die Grünen!!

Wir erinnern uns mit stiller Sehnsucht: An einen knallharten Biber, so rot, wie das Licht in den Schanzenviertelkneipen trübe. An mundgemalte Do-it-your-self-Plakate, so bunt wie die Phantasien der bewegten Massen. An Zeiten, wo Wahlerfolge so hart erkämpft waren wie die Wettgewinne des GAL-Häuptlings Thomas Ebermann auf der Trabrennbahn.

Hamburgs Grüne sind erwachsen geworden. Viele alte GALier müssen das schmerzlich finden. Wer wird schon gerne groß. Doch leider wollen sogar die WählerInnen heute erwachsene Parteien. Was aber noch mehr zählt: Hamburgs Grüne sind dabei, eine Volkspartei ganz neuen Typs zu werden.

Die GAL verabschiedet sich von ihrer Szene-Klientelwirtschaft und verzichtet trotzdem auf die politische Lebenslüge von CDU und SPD, es allen recht machen zu wollen. Die Grünen zielen auf den Widerspruch in uns und in der heutigen Politik: Der Mensch ist dabei, die Welt und sich selbst endgültig zu zerstören. Fast alle wissen das. Und wollen es nicht. Und doch geschieht nichts. Die Interessenkonflikte gehen mitten durch die Menschen (Beispiel Auto). Die herzige grüne Botschaft: Nur wenn Kopf und Herz ihr Wissen und Fühlen zusammenbringen, können sich Politik und Verhältnisse so verändern, wie es erforderlich ist.

Das ist ein radikaler Anspruch. Weit radikaler als jener, den einst das Szenekuscheltier Biber „gegen die da oben“.

Florian Marten