Hohe Dunkelziffer bei sexuellem Mißbrauch

■ Bürgerschafts-Abgeordneter fordert mehr Beratungsstellen für Kinder

Die Zahlen allein sind schon erschreckend: 708 Kinder, so weist die offizielle Statistik aus, wurden in der Hansestadt im vergangenen Jahr das Opfer sexuellen Mißbrauchs. 67 von ihnen waren nicht älter als fünf Jahre. Darüberhinaus wurden 34 Kinder das Opfer von Vergewaltigung, sexueller Nötigung oder dem „sexuellen Mißbrauch von Schutzbefohlenen“.

Doch diese offiziellen Zahlen, die jetzt aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage des aus der CDU ausgetretenen Bürgerschaftsabgeordneten Jürgen Warmke hervorgehen, sind für den fraktionslosen Parlamentarier nur die Spitze eines Eisbergs. Nach Angaben einer Bürgerschaftsdrucksache, muß davon ausgegangen werden, daß in Hamburg jährlich rund 7000 Kinder Opfer von Gewaltanwendungen werden.

Warmke: „Nur rund zehn Prozent dieser Fälle werden bekannt, die Diskrepanz zwischen Dunkelziffer und tatsächlichem Mißbrauch ist erschreckend“. Eine der Ursachen dafür, sieht der Parlamentarier „in dem unzureichenden Angebot an speziellen Beratungsstellen“. So bieten die Bezirke Harburg, Eimsbüttel und Wandsbek (der Bezirk mit den meisten bekanntgewordenen Mißbrauchsfällen) mit Ausnahme der behördlichen Anlaufstellen überhaupt kein Angebot für Hilfesuchende an.

Warmke: „Man muß sich dann nicht wundern, daß so wenig Fälle des Mißbrauch und der Mißhandlung von Kindern angezeigt werden“. Der Abgeordnete beklagt, daß die betroffenen Kinder ohne „die notwendige Unterstützung, nicht die Möglichkeit haben, das Erlebte zu verarbeiten und so zwangsläufig Dauerschäden davontragen“. Deshalb müsse das Beratungsangebot für kindliche Mißbrauchsopfer umgehend ausgeweitet werden, fordert der Politiker.

Marco Carini