■ Neu im Kino: Red Rock West
: Film noir, 2nd hand

Neu im Kino: Red Rock West

Film noir, 2nd hand

„Es war ein in vieler Hinsicht guter Tag für mich gewesen; ich hätte also wissen sollen, daß er schlecht enden würde. Wenn sie in den letzten Tagen die Zeitungen gelesen haben, wissen sie wohl, daß er es tat.“

So beginnt einer der schwarzen Thriller von Jim Thompson aus dem Jahre 1953, und aus dieser klassischen Gußform kommen heute mehr Filme als zu Thompsons Lebzeiten. Neben Verfilmungen seiner Romane wie „The Grifters“ oder „After Dark, My Sweet“ gibt es eine ganze Reihe von Nachbauten, und Regisseur John Dahl zeigte schon mit seinem ersten Film „Kill me again“, daß er dabei einer der talentiertesten Epigonen ist.

Bei „Red Rock West“ scheint nun aber auch jedes Detail aus anderen Filmen abgekupfert zu sein: Die Schauspieler Nicolas Cage, Dennis Hopper und Lara Flynn Boyle (aus „Twin Peaks“) spielen einfach so weiter, als kämen die Regieanweisungen immer noch von David Lynch; die Bluesgitarre tönt aus „The Hot Spot“ herüber, und der trocken-makabere Humor erinnert sehr stark an „Blood Simple“.

Aber Dahl klaut gut, und weil er gar nicht erst versucht, dies zu kaschieren, kann man ihm kaum einen Vorwurf daraus machen. Die Ironie des Films ist es ja gerade, daß hier Form und Inhalt aufs schönste miteinander harmonieren: Die Filmfiguren bestehlen sich permanent gegenseitig, und genauso tut es der Regisseur mit dem Genre.

Thompson und die Regisseure der klassischen schwarzen Serie ließen ihre Helden durch pessimistische und erschreckend realistische Alptraumwelten stolpern. Dahl arrangiert seine Versatzstücke dagegen so, daß man nie wirklich in die Geschichte hineingezogen wird: der Zuschauer genießt es, daß er nichts ernstzunehmen braucht.

Statt dessen kann er genüßlich die Finten des gut konstruierten Drehbuchs verfolgen, und weil dessen überraschende Wendungen so gut präsentiert und getimt sind, wäre es frevelhaft, hier auch nur in Ansätzen den Plot nachzuerzählen.

„Red Rock West“ ist ein überflüßiger, aber dabei sehr unterhaltsamer Film. Und Dennis Hopper klaut beim Finale allen die Show, um endgültig zu beweisen, was für ein Schmierenkomödiant er sein kann.

Wilfried Hippen

Schauburg 18.00, 20.00, 22.00 Uhr