Kämpfe in Somalia

■ Schüsse auf italienische Blauhelme

Mogadischu/Nairobi/Paris (dpa) – In Somalia sind in der Nacht zum Freitag erstmals italienische UNO-Soldaten im Nordteil der Hauptstadt Mogadischu beschossen worden. Radiokorrespondenten werteten dies als Anzeichen für eine mögliche Ausdehnung der Kämpfe auf den Norden der Stadt, der vom selbsternannten somalischen Interimspräsidenten Ali Mahdi Mohammed kontrolliert wird und bislang als relativ sicher gegolten hatte.

Bewaffnete Anhänger von Ali Mahdi eröffneten in der Nacht zum Freitag das Feuer auf eine Patrouille italienischer Blauhelm- Soldaten. Nach Rundfunkangaben wurde niemand verletzt. Bisher hatten sich die Kämpfe auf Süd- Mogadischu beschränkt, das von Anhängern des Rebellengenerals Mohammed Farah Aidid, dem Erzrivalen Ali Mahdis, kontrolliert wird. Während Aidids Leute sich seit Wochen erbitterte Kämpfe mit den UNO-Streitkräften liefern, hatte Ali Mahdi die Blauhelm- Truppen stets unterstützt.

Bei dem Angriff auf die Italiener könnte nach Ansicht von Beobachtern eine Rolle gespielt haben, daß italienische UNO-Militärs mit Vertretern der Aidid-Miliz Verhandlungen geführt hatten. Die Miliz von Ali Mahdi hätte die Italiener wahrscheinlich in Verdacht, sich auf die Seite von Aidid stellen zu wollen, hieß es. In einem Brief, den Anhänger des „Interimspräsidenten“ unterzeichneten, wurden die Soldaten der ehemaligen Kolonialmacht aufgerufen, neutral zu bleiben oder abzuziehen.

Der von der italienischen Regierung am Freitag nach Somalia entsandte General Mario Buscemi bestätigte nach seiner Ankunft in Mogadischu, daß Rom die UNO- Forderung nach einer Abberufung des italienischen Kommandeurs General Bruno Loi zurückweist. Die UNO beschuldigt Loi, eigenmächtig gehandelt und nur auf Befehle aus Rom reagiert zu haben, statt mit dem UNO-Kommando zusammenzuarbeiten.

Eine Reihe von Staaten am Horn von Afrika und Kenia wollen unterdessen mit einer neuen diplomatischen Initiative eine weitere Eskalation des Konfliktes im Somalia verhindern, hieß es aus Addis Abeba.