Gegen Männerbünde an den Unis Für feministische Lehrinhalte

■ Bundesweites Treffen des „Netzwerk für Frauen- und Lesbenpolitik“

Die meisten Forschungen an den Hochschulen und Universitäten beziehen sich auf männliche Lebensrealität, erheben aber den Anspruch der Allgemeingültigkeit für alle Menschen. Davon haben viele Frauen die Nase voll. Einige Studentinnen organisieren sich. Vom 16.-18. Juli 1993 fand in Bremen das 5. Bundesweite Treffen zur Mitfrauenversammlung des „Neztwerk für Frauen-und Lesbenpolitik“ statt.

Die Probleme an den Universitäten oder Hochschulen sind überall ähnlich, berichten die Kongreßteilnehmerinnen: Feministische Inhalte sind im Lehrplan nicht verankert, Feministinnen werden aus Lehre und Forschung ausgeschlossen, Diskriminierung ist das tägliche Los von Studentinnen und Angestellten, überall lauert sexuelle Gewalt. Feministische Lehraufträge werden in Zeiten der Sparpläne immer zuerst gestrichen und Frauen-Interessen finden in den Gremien wenig Gehör.

Dreißig Frauen trafen sich in dem Frauenprojekt „Atelierwerkstatt Lebenskunst“, Buntentorsteinweg. Die Mitfrauen des Vereins in Gründung kommen aus ASten, Studierendenräten, feministischen Hochschulgruppierungen, autonomen FrauenLesbenreferaten an Universitäten und Fachhochschulen in den alten wie in den neuen Bundesländern. Sie sind derzeit der einzige bundesweite Zusammenschluß von Studierenden aus Fachhochschulen und Universitäten. Langfristig sollen alle Frauen aus allen Statusgruppen der Hochschulen angesprochen werden. Das Netzwerk ist noch in der Aufbauphase, es wurde erst letztes Jahr in Frankfurt gegründet.

Die Frauen wollen einen Überblick über die Situationen an den Hochschulen geben. In Bremen verfaßten die Frauen in den letzten Tagen einen Aufruf an die Studentinnen, sich an dem bundesweit geplanten Frauenstreik im März nächsten Jahres zu beteiligen. Außerdem wurden Seminare zu verschiedenen Themen geplant, wie „FrauenLesbenbewegung in Ost-und Westdeutschland — Unterschiede und Gemeinsamkeiten“, „Zukunftsperspektiven der Lesbenbewegung“, „Frauen und Rassismus/ Kolonialismus“.

Die gegenseitige Bezugnahme der Männer aufeinander wird in den USA als „old-boys-network“ bezeichnet. Das Netzwerk für Frauen- und Lesbenpolitik bildet ein Gegenpol zu diesen Männerbünden die an den Hochschulen vorherrschend sind. Das Netzwerk, so die Frauen, ist ein Versuch, Frauenbezüge zu schaffen und zu stärken. vivA