■ Erneut Bedenkliches
: Weitere Aussichten

Gestern, um 11 Uhr 32, lief der heiß erwartete Wetterbericht für das Land Brandenburg und Berlin aus dem Ticker, herausgegeben vom Wetteramt Potsdam. Demselben vorangestellt war allerdings ein „Achtung!“, nämlich: „Nachdruck nur Abonnenten gestattet, die einen entsprechenden Vertrag mit dem Wetteramt Potsdam geschlossen haben.“ Schon begannen wir, die Stirnen zerfurcht, die selbstkritische Nachfrage in dieser Redaktion: Haben wir diesen Vertrag? Dürfen wir sie weitergeben, die Information?

Sie mögen das unerheblich finden: Lassen Sie sich sagen, daß das Ihr Fehler ist. Die Ethik der Information nämlich, ihre vertragliche Rückbindung an verläßliche (Geschäfts-)Partner, bildet die Rückenlage unserer Demokratie, in der die Stützen der Gesellschaft seit Wochen zappeln. Ein harmloses Beispiel für das, was wir meinen, bietet Bad Kleinen nebst Folgen: eine einfache, aber verläßliche Absprache zwischen GSG 9, Justizministerium, Innenministerium, Verfassungsschutz, Bundeskriminalamt, Bundesanwaltschaft und den Innenministerien von Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz hätte genügt, und die Pannen wären unbemerkt geblieben. Die Herren Seiters und Stahl wären noch im Amt, Frau Leutheusser-Schnarrenberger könnte besser schlafen, das Parlament hätte den verdienten Urlaub ungestört genießen können, ein paar nicht weniger verdienstvolle Leitartikel wären ungeschrieben geblieben, die Schweriner Staatsanwaltschaft hätte sich nicht vor dem Norddeutschen Rundfunk demütigen müssen, und unser Vertrauen in den Staat hätte schon wieder keinen Schaden genommen.

Zweites Beispiel: Somalia. Erst war von „befriedeten Gebieten“ die Rede gewesen, wo unsere Brüder und Onkel, im Grunde nur der Ordnung und Optik halber bewaffnet, ein bißchen Frieden mit ein paar lächerlichen Waffen schaffen sollten, dann wurden es „entfriedete Gebiete“, bald wird man sich gar auf das einstellen müssen, worum es sich – denn doch, im Grunde, etc. und ähem – handelt: um Bürgerkrieg. Wäre es wirklich nötig gewesen, Herr Rühe, Herr Kinkel, uns derart zu beunruhigen? Eine einfache Absprache mit dem Auswärtigen Amt, den Herren Christopher, Clinton, Andreatta und Butros Ghali sowie den wichtigsten Sendeanstalten hätte doch genügt, und die Sache wäre geflutscht wie weiland der Golfkrieg: schnell, sauber und an uns vorbei.

Und jetzt das Wetter. ES