Hinter der Schokoladenseite

■ Neues Kakao-Welthandelsabkommen unterzeichnet

Genf (dpa/taz) – Der geltende Vertrag läuft in diesem September aus. Über ein Jahr haben die Vertretungen von Kakao-Erzeugern und Verbrauchern über ein neues Handelsabkommen gefeilscht; 44 Länder, darunter die Haupterzeuger- und Konsumentenstaaten, nahmen an den Genfer Kakao- Verhandlungen teil.

Am Samstag haben sich die Delegationen geeinigt, durchgesetzt haben sich allerdings die Konsumentenländer: Nach wie vor liegen die Kakao-Ernten mehrerer Jahre in den Verbraucherstaaten auf Lager. Kakaobohnen sind gut haltbar, den Schaden haben die Anbaustaaten. Die gelagerten Vorräte erlauben den Importeuren jederzeit, Handelskonditionen zu diktieren: Der Kakaopreis fällt seit Jahren kontinuierlich.

Die Erzeugerstaaten hatten gegen diese Politik Abnahmequoten und Richtpreise verlangt. Beides ist in dem neuen, für fünf Jahre abgeschlossenen Handelsabkommen nicht vorgesehen. Der Schwarze Peter liegt schon wieder bei den Erzeugerstaaten. Sie nämlich sollen in einem speziellen Gremium jährlich aufgrund der Marktentwicklung über Maßnahmen entscheiden, wie sie eine Überproduktion vermeiden und so die schwachen Preise stabilisieren könnten. Dies berichtete der Präsident der Konferenz, Peter Lai.

Über die Auflösung des preisstabilisierenden Ausgleichslagers, in dem derzeit 231.000 Tonnen Kakao lagern, soll im September doch noch einmal beraten werden. Das Ergebnis ist vorhersehbar: Großabnehmer wie die Europäische Gemeinschaft, die sich am allerwenigsten auf eine Quoten- und Preisregelung einlassen wollen, verpflichteten sich lediglich, „nach Wegen zu suchen, den Kakao-Absatz zu fördern und Importschranken abzubauen“.

Neu ist indessen die Mahnung der Konsumenten an die Erzeuger, mehr für die Umwelt zu tun. Neben der regelmäßigen Marktüberwachung und -regulierung zur Stützung des Kakaopreises werden erstmals Produzenten wie Verarbeiter zu umweltgerechtem Vorgehen aufgerufen.

Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaft der UNO-Konferenz für Handel- und Entwicklung (UNCTAD). Die Elfenbeinküste, Brasilien und Ghana sind die Kakao-Haupterzeuger. Die Kakao-Produzenten riefen die EG – in der 40 Prozent des Weltverbrauchs konsumiert werden – auf, nicht mit einer Standard-Harmonisierung zu bewirken, daß der Kakao-Konsum um bis zu 200.000 Tonnen jährlich zurückgehen könnte. Das würde dem Bemühen zuwiderlaufen, das Überangebot zu bewältigen. nh