Bad Kleinen: Neue Fragen an Klaus S.

Nach der verwirrenden Wortmeldung des mutmaßlichen V-Mannes nimmt die Skepsis in der Linksszene zu / Beteiligung an Sprengstoffanschlag auf Weiterstadt wird vehement bestritten  ■ Von Gerd Rosenkranz

Das Mißtrauen der linken Wiesbadener Szene gegenüber dem mutmaßlichen V-Mann Klaus S. hat sich seit Sonntag verstärkt. Nach wie vor sei „nicht nachvollziehbar, wie du da weggekommen bist, also was konkret in der Situation in Bad Kleinen abgelaufen ist“, schreibt das „Komitee zur Aufklärung des Todes von Wolfgang Grams“ in einer Antwort auf den Brief des abgetauchten Klaus S.. Der hatte seine Anwesenheit während der Schießerei in Bad Kleinen in einem in der taz dokumentierten Brief bestätigt, gleichzeitig jedoch bestritten, jemals mit der Polizei kooperiert zu haben. Die Fragen, die seine Freunde in einem ebenfalls in der taz veröffentlichten Schreiben gestellt hatten, seien nicht zufriedenstellend beantwortet.

Als Indizien dafür, daß Klaus S. tatsächlich ein V-Mann war, wertet das Komitee offenbar auch Berichte über ein Video, auf dem nach Angaben von Mitgliedern des Bundestagsinnenausschusses „zwei Personen im Tunnel (des Bahnhofs von Bad Kleinen, Red.) auf dem Boden liegend und gefesselt zu sehen“ seien.

Ebenso Aussagen des Bad Kleiner Kneipenwirts, wonach der „Dritte Mann“ nach der Festnahmeaktion mit zwei Zivilbeamten „völlig fertig und weinend“ in die Gaststätte zurückgekehrt sei.

Außerdem habe der rheinland- pfälzische Innenminister Walter Zuber (SPD) den Einsatz eines V-Mannes in Bad Kleinen inzwischen bestätigt. Allerdings hätten weder er noch andere offizielle Stellen erklärt, daß es sich dabei um Klaus S. gehandelt habe. Letztlich könne „zur Zeit niemand mit Sicherheit behaupten, ob Klaus S. der V-Mann ist oder nicht“.

Vehement wehrt sich das Wiesbadener Komitee gegen Spekulationen, Klaus S. sei „als Genosse oder V-Mann“ am Sprengstoffanschlag auf den Knast von Weiterstadt beteiligt gewesen. Möglicherweise solle Klaus S. mit dieser Behauptung vor die Alternative gestellt werden, für Jahre in den Knast zu wandern oder sich als Kronzeuge zur Verfügung zu stellen.

Letzten Aufschluß über die Frage „V-Mann oder nicht“ müßte Birgit Hogefeld geben können. Sie habe, berichtet der Spiegel, unmittelbar vor dem ursprünglich schon in Wismar geplanten Zugriff der GSG 9 ihrem Begleiter Klaus V. mitgeteilt, beide könnten in Bad Kleinen einen Freund, Wolfgang Grams, treffen. Über eine Wanze, die Klaus am Körper trug, hörte der Greiftrupp zu – und verschob die Verhaftung in letzter Sekunde. Ohne Wanze könnte niemand – außer Hogefeld und Klaus S. – etwas über dieses Zwiegespräch wissen. Hat es stattgefunden, wie der Spiegel berichtet?