Raumschiff Lerchenfeld

■ Professoren melden sich wieder zu Wort / Schlichter kritisieren Wissenschaftsbehörde

Es gibt wieder eine Dokumentation, 32 Seiten dick. Diesmal steht nicht das Fehlverhalten der HfbK-Präsidentin Goehler, sondern das des Wissenschaftssenators im Mittelpunkt. Der nämlich, so erklärte Prof. Hans-Joachim Lenger gestern vor Journalisten, habe die Vorwürfe gegen Adrienne Goehler nicht ausreichend geprüft. Zudem habe er versucht, die Professoren mundtot zu machen, indem er androhte, es habe „arbeitsrechtliche Konsequenzen“, wenn sie öffentlich falsche Dinge verbreiten.

Lenger gestern: „Wir hoffen darauf, daß es zu Disziplinarverfahren kommt“. Könne man es doch nicht auf sich sitzen lassen, als Verleumder dazustehen. Die Vorwürfe müßten nun von Wissenschafts-Deputation und Bürgerschaft untersucht werden, da die Behörde ihre Sache nicht ordentlich gemacht habe.

Als Beweis dafür führen die Professoren unter anderem einen Zeugen an, der in der Mensa hinter Adrienne Goehler Schlange gestanden und mitgehört habe, wie diese Professor Martin Rögener gegenüber sagte: „Was, mit diesem Arschloch redest du noch?“ Der Student bezeugt ferner, er habe später erfahren, daß die Rede von Lenger war. Die Wissenschaftsbehörde hatte in ihrem Abschlußbericht über das Disziplinarverfahren diesen Punkt mit dem Vermerk abgetan, es stünde „Aussage gegen Aussage“.

Ist denn das alles so wichtig? Raumschiff Lerchenfeld, leicht abgehoben sind die Herren schon. Beim UKE-Skandal habe Hajen wenigstens auf die Experten gehört, indem er den Chefarzt beurlaubte, sagte Kunstprofessor Rögener. „Hier werden auch Menschen verbrannt“. Im übertragenen Sinne.

„Ein Betrieb wie die HfbK ist für Ungeschicklichkeiten extrem empfindlich“, versucht ein anderer Professor die Lage zu erklären. Es sei nach außen schwer zu vermitteln, welchen negativen Effekt die angemahnten Fehler auf die Arbeit der Künstler habe. Immerhin, den beiden Schlichtern, Gudrun Bischoff-Kümmel und Jörg Hennig, die Senator Hajen vor einem halben Jahr einsetzte, haben sie etwas vermittelt. Es könne „kein Zweifel darüber bestehen“, daß die Behörde ihrer Aufsichtspflicht nicht genügt hat, heißt es in ihrem Abschlußbericht. Das Gefühl, daß sie nicht ernst genommen würden, habe die Goehler-Kritiker zu einer „exessiven Öffentlichkeitsarbeit“ veranlaßt. Haben wir also den Schuldigen. kaj