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"Lösung in fünf bis sechs Jahren"

■ Der HVV hat weiterhin seine Probleme mit Rollstuhlfahrern

Problem erkannt, aber nicht gebannt: Für RollstuhlfahrerInnen stellt sich der öffentliche Nahverkehr häufig mehr als Hindernis denn als ein Fortbewegungsmittel dar. Zwar beteuern die Hamburger Verkehrsbetriebe (HVV), daß sich dies in den nächsten Jahren ändern soll, doch derzeit machen sie behinderten Menschen oft das Leben schwer. Meint Peter Gareis.

Der 48jährige sitzt seit zehn Jahren im Rollstuhl – und mauserte sich zum Experten in Sachen Nah-verkehr. Sehr positiv fällt sein Urteil jedoch nicht aus: Zum Beispiel über die behinderten-gerechten Niederflurbusse, von denen seit vergangenem Jahr inzwischen rund 200 auf Hamburgs Straßen eingesetzt werden.

Denn wenn RollstuhlfahrerInnen in Bushaltestellen nach Hinweisen suchen, wann mit dem Erscheinen eines solchen Busses zu rechnen ist, werden sie dies vergebens tun. Und auch im HVV-Fahrplanbuch ist nicht vermerkt, wann Niederflurbusse eingesetzt werden. „Bremen und München sind ehrheblich weiter als Hamburg“, weiß Gareis. Denn dort sei dies in den Fahrplänen genau aufgelistet. In Hamburg jedoch „habe ich neulich eineinhalb Stunden auf einen Niederflurbus gewartet“.

„Das Problem wird sich in fünf bis sechs Jahren gelöst haben“, erklärt Hochbahn-Sprecher Jens Wrage. Solange dauere es, bis Hamburg gänzlich auf Niederflurbusse umgerüstet habe. In der Zwischenzeit würden die Wagen auf einigen Linien immer, auf anderen nur sporadisch eingesetzt. Auf feste Zeiten will sich der HVV jedoch nicht festlegen. „Wir haben eine Abmachung, daß sich Rollstuhlfahrer bei uns melden können, und entweder genau informiert werden oder einen Bus für eine bestimmte Uhrzeit bestellen können“, so Wrage. Eine umständliche, aber eben eine Übergangslösung.

Die Lösung anderer Probleme kann der HVV nicht in Aussicht stellen. Wie zum Beispiel einen völlig stufenlosen Übergang vom Bahnsteig in U- und S-Bahnen: „Das ist nicht zu machen, weil die Bahnen unterschiedlich hoch oder tief liegen, je nachdem wie voll sie sind“, so HVV-Sprecherin Ursula Felten. Oder das Treppenproblem: „Viele Behinderte könnten mit Hilfe Rolltreppen benutzen“, sagt Peter Gareis. Das nütze ihnen jedoch wenig, wenn alle Rolltreppen nur aufwärts liefen. Aber zum Benutzen der Rolltreppen will Jens Wrage Rollstuhlfahrer „erst gar nicht verleiten“: „Das werden wir nicht unterstützen.“

Alle Bahnstationen sollen stattdessen mit Fahrstühlen ausgestattet werden, was allerdings „noch etliches dauern“ wird, wie Wrage einräumt. Solange heißt es für viele Gehbehinderte: „Wir müssen leider draußen bleiben.“ sako

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