Ein teures Geschenk

■ Kreditkommission bewilligte neuem Pächter des Alsterpavillons einen Zuschuß von 2,6 Millionen Mark   Von Sannah Koch

Der neue Pächter des Alsterpavillons, Günther Zapp, darf sich bei der Kreditkommisssion der Bürgerschaft bedanken. Diese leistete gestern abend einen besonderen Freundschaftsdienst an dem Betreiber des Cafes im Literaturhaus. Die SPD bescherte ihm gemeinsam mit den Senatoren Curilla (Finanzen) und Krupp (Wirtschaft) ein 2,6 Millionen-Mark-Geschenk aus dem Topf „Maßnahmen zur Förderung der Wirtschaft“.

„Die Behörden sind von ihren Fehlern aus der Vergangenheit eingeholt worden“, kritisiert die GALierin Krista Sager diesen Beschluß. Und um sich aus der Misere zu ziehen, mißbrauchten sie jetzt auch noch die Kreditkommission.

Die marode Bausubstanz des denkmalwürdigen Pavillons scheint sich allerdings zu einem millionen-schweren Problem für die Stadt auszuwachsen. Denn Zapp, der aus dem heruntergewirtschafteten Cafebetrieb ein modernes Restaurant mit Kulturprogramm machen will, galoppieren die Instand-setzungskosten mit atemberaubendem Tempo davon. Waren die Mittel 1992 von ihm noch mit rund fünf Millionen veranschlagt, ist jetzt bereits von 10 Millionen Mark die Rede.

In dem Erbbauvertrag, den die Stadt mit Zapp abgeschlossen hatte, verpflichtete sie sich, im Fall unvorhergesehener Bauschäden den Erbbauzins zu senken. Die warnenden Stimmen der GAL, man solle die Bausubstanz vor Abschluß des Vertrages begutachten lassen, wurden damals in den Wind geschlagen. Die Quittung kam prompt: Die nun entdeckten Bombenschäden lassen die Sanierungskosten um weitere 2,6 Millionen ansteigen. Und Zapps Hausbank legte sich quer: Sie verlangte für weitere Kredite eine 100prozentige Bürgschaft des Landesparlaments.

Zapp bekam mehr: Denn die Bürgschaft mitsamt der hohen Bankzinsen waren den Senatoren offensichtlich ein unkalkulierbares Risiko. Ohne die Bürgerschaft zu beteiligen, beschloß die Kreditkommission nach heftiger Debatte und unter Protest der CDU und GAL jetzt, diese Summe lieber gleich als Zuschuß abzuschreiben.

Ob in der Finanzmisere Alsterpavillon allerdings jetzt eine Ende abzusehen ist, bleibt fragwürdig. Die im September 1992 angesetzten Zeitpläne, nach der der Pavillon bereits im Juli '93 wieder eröffnet sein sollte, sind Makulatur. Damit könnten auch Zapps weitere Kalkulationen auf wackeligen Füßen stehen. Ob die Banken sich dann entgegenkommender zeigen werden, darf bezweifelt werden. In der Wirtschaftsbehörde scheint man sich darüber im Klaren zu sein. Dort notierte man vorsorglich: Sollten im Verlauf zusätzliche Probleme auftreten, „muß mit weiteren Zuschußbegehren gerechnet werden“.