Der Landesdrogenbeauftragte geht

■ Guus van der Upwich wechselt zurück zur Praxis / Hauptgrund: Neustrukturierung des Drogenbereichs

Bremen muß einen neuen Landesdrogenbeauftragten suchen. Guus van der Upwich geht nach dreieinhalb Jahren zurück in die Praxis. Zum 1.9. wechselt er zur „Therapiekette Niedersachsen“ (TKN) als stellvertretender Geschäftsführer nach Hannover. Die TKN ist eine Arbeitsgemeinschaft der Träger von Einrichtungen niedersächsischer Drogenhilfe. Als der damalige Sozialsenator Henning Scherf van der Upwich nach Bremen holte, war er bei der TKN Leiter einer Einrichtung in Oldenburg.

Guus van der Upwich geht nicht im Zorn. Doch das Angebot aus Niedersachsen kam ihm gerade recht: als nach über einem Jahr heftiger Diskussionen die Behördenspitze beschloß, wie die Zusammenlegung der Ressorts Gesundheit und Soziales im Drogenbereich aussehen soll. Danach soll es künftig einen Stab geben, der direkt der Behördenleitung — also Senatorin und Staatsrat — unterstellt ist. Im Prinzip hätte sich damit ein langer Wunsch von van der Upwich erfüllt, der immer sehnsüchtig nach seinem Kollegen Paul Vasseur in Amsterdam schielte — denn der ist direkt dem Bürgermeister zugeordnet. Bremens Landesdrogenbeauftragter hatte dagegen noch nicht einmal eine Referentenstelle. Während ihm von außen hohe Kompetenzen zugeschrieben werden, die Bürger am ehesten ihn verantwortlich machen für drogenpolitische Konzepte und Niederlagen, steht dies im krassen Widerspruch zu seiner innerbehördlichen Kompetenz. Zwischen dem Landesgrogenbeauftragten und der Behördenspitze sind noch ReferentIn, Abschnittsleiter und Abteilungsleiter angesiedelt.

Nach dem neuen Stabs-Modell hätte van der Upwich nun zwar eine Referentenstelle erhalten - allerdings mit weniger Kompetenzen: Der Landesdrogenbeauftragte soll künftig nicht mehr für legale Drogen zuständig sein. Auch nicht mehr für Grundsatzfragen in der Substitution von Abhängigen mit Methadon. Und die gesundheitlichen Hilfen für Drogenabhängige sollen auch nicht mehr seine Sache sein.

Ob ihm dann lediglich die Dreckarbeit bliebe? Van der Upwich gibt sich verständnisvoll: „Bei der Zusammenlegung von zwei solchen Ressorts geht es auch um Strukturen und um Menschen, die nicht einfach wegzudiskutieren sind.“ Er jedenfalls will mit diesem Konzept nicht leben. Aus der Therapiearbeit kommend, sei für ihn der umfassende Suchtbegriff maßgebend. „Wenn wir von Sucht sprechen, dann sind damit nicht nur Heroin, sondern auch Alkohol, Nikotin und Medikamente gemeint. Und dann geht es um das Suchtverhalten in dieser Gesellschaft und nicht nur um die Junkies an der Ecke.“

Noch vor seinem Weggang wird Guus van der Upwich den zweiten Bremer Drogenbericht vorlegen. Dies war zwar schon für vergangenen August geplant, durch das Drogensofortprogramm aber blockiert worden. „Der zweite Bericht wird im Grunde die Überprüfung des ersten, der in den Beginn meiner Arbeit in Bremen fiel“, sagt van der Upwich. Und einige Erfolge, so betont er, werden vorzuweisen sein. Seine persönlich größte Niederlage sieht van der Upwich in der Zerschlagung des Drogenstrichs. Die Frauen seien nun weder für Prophylaxe noch für Hilfe erreichbar.

Van der Upwich ist allerdings auch froh, ein bißchen aus dem politischen Schußfeld zu kommen: „Angesichts der bundesweiten Entwicklung hätte ein Punkt kommen können, an dem ich der Senatorin sagen müßte 'ohne mich'“. Denn Methadon ordnungspolitisch, ohne psychosoziale Hilfen zu vergeben, oder Drogen zu legalisieren, ohne gesellschaftlich die Folgen tragen zu wollen — „das kann ich nicht verantworten.“ Birgitt Rambalski