„Frauen kommen oft vom Tanz“

■ Ein Gespräch mit der Capoeirameisterin Edna Wilna

Capoeira ist eine afro-brasilianische Kampfform, die, als Tanz getarnt, im 16. Jahrhundert von Sklaven in Brasilien entwickelt wurde, um sich gegen die Unterdrücker wehren zu können, da Waffenbesitz verboten war. Anläßlich eines Sommertreffens dieser Sportart in Hamburg ein Gespräch mit der brasilianischen Capoeirameisterin Edna Lima:

taz: Welche Bedeutung hat der Sport in ihrem Leben?

EdnaLima: Ich trage es in mir und verhalte mich im Alltag wie ich mich in der „roda“ (dem Ring: zwei Capoeira-KämpferInnen spielen in einem Kreis von klatschenden ZuschauerInnen) verhalten würde. Zum Beispiel, wenn ich auf eine Situation schnell und mit Einfällen reagieren muß, kann ich das auch, wenn ich keine „abada“ (weiße Capoeirahose) anhabe.

Sie gelten als die einzige Capoeirameisterin. Wie haben Sie das geschafft?

Ich würde lieber sagen, ich war die erste. Ich bekam den roten Gürtel 1981 in Brasilia, und ich war sehr jung und psychisch nicht darauf vorbereitet. Gerade Männer hatten Widerstände, eine Meisterin zu akzeptieren. Ich war zum Glück sehr gut trainiert und kämpfte hart. Das war ein aufregendes Jahr, denn da bekam ich auch den Karateschwarzgurt und machte meinen Abschluß als Sportlehrerin. Später schaffte ich es, daß Capoeira dort, wo ich unterrichtete, in den Schulsport integriert wurde.

Gibt es eigentlich noch mehr Frauen in der Geschichte der Capoeira?

Über Frauen haben wir wenig Informationen. Vor 40-50 Jahren gab es einen Transvestiten, 'Madame Satin' aus Bahia, die als die gefährlichste Capoeirista Brasiliens galt.

Was sehen Sie als Grund, daß heute weniger Frauen höherrangige Gürtel haben, obwohl viel mehr Frauen als Männer mit Capoeira beginnen?

Frauen kommen oft vom Tanz, Männer dagegen sehen Capoeira eher als Kampfsport. Dafür machen Frauen eher keine Trennung zwischen Geist, Gefühl und Körper.

Das Interview führte Gudrun Fischer.