Mit Witz des Toasters

■ Performance im Völkerkundemuseum: Lesego Rampolokeng und Vusi Mahlasela

Am Mikrophon auf der Treppe des betulichen Orts stellte sich der City-Poet auf, um eine gute Stunde lang zu berichten. Mit ausladender, lässiger Sprach-Rhythmik, immer im ausgewogenen Bemühen, die Verständlichkeit ebenso wie die Poesie zu erhalten, trug Lesego Rampolo aus Soweto im Völkerkunde-Museum seine Lieder vor. Von der akustischen Gitarre aus lenkte mit zurückhaltendem Picking Vusi Mahlasela die Aufmerksamkeit zusätzlich auf die Worte.

Rampolokeng widerlegte eine Reihe Klischees über die Auseinandersetzungen in südafrikanischen Homelands. Nicht der bloße Unterschied der Hautfarben sei für die Ungerechtigkeiten in Südafrika verantwortlich, sondern ein ganzer Batzen politischer Diskriminierung, der nur noch sehr mittelbar mit der äußerlichen Pigmentierung zu tun hat. Rampolokeng ließ immer wieder durchschimmern, wie die Tatsache, daß schwarze Afrikaner politisch noch nicht in der Verantwortung stehen, zu Viele zu falschen Annahmen über deren mangelnde Fähigkeiten auf diesem Gebiet verleiten. Eine Anwesende mokierte, sie sei wegen der Dichtung gekommen und hätte nur Provokationen gehört, der Angesprochene konterte, er lebe in diesem Ort ohne Wolkenkuckucksheime und finde dort seine Themen. Auftritte vor allen möglichen Auditorien von der Schul-Aula bis zur Straßenecke, führen ihm seine Zielgruppe und auch seine Stoffe vor Augen. Seine Stimme schwang auch während der Antworten inverbindlichem Sprech-Sing-Rhythmus, dessen Witz dem des Toasters Linton Kwesi Johnson ähnelt. Rampolokeng hinterließ den Eindruck, daß Versöhnung vor der Revolution nicht bedeutet, seinen Frieden mit ihrem Ausbleiben zu machen.

Eine mehr auf melodischen Gesang konzentrierte Note brachte der nun nicht nur gitarrespielende Vusi Mahlasela aus Benin ein. Mahlasela beschränkte sich zwischen seinen Songs auf Ansagen, was dem stadtschreibenden Hippie Rampolokeng kaum genügt hätte. Schnell zeigte sich das — eher interessierte als informierte Publikum — auf Mahlaselas Seite. Sein Gesang ging zusammen mit einer vom Publikum aufgenommenen Melancholie. Vielleicht ist es eben nicht so einfach, das Rotkehlchen von zunehmender Polizeigewalt erzählen zu lassen, wenn ihm die Zustände auch während des Gesangs auf sein Gefieder drücken.

Kristof Schreuf