Die Spreu vom Weizen trennen

■ Gütesiegel soll Qualität der Weiterbildung sichern

Englisch lernen in 24 Stunden, Studenten, die als Dozenten arbeiten, Sprachlehrer, die unter zehn Mark Studenlohn bekommen - auf dem Hamburger Weiterbildungsmarkt tummeln sich allerhand unseriöse Anbieter, „Schwarze Schafe“, wie es Christoph Ehmann von der Abteilung Weiterbildung der Schulbehörde gestern formulierte.

Doch um die Frage, wie denn dieser boomende Bildungssektor (20 Prozent aller Hamburger bilden sich weiter) kontrolliert werden könnte, gab es lange Zeit Streit zwischen Staat und Wirtschaft. Gestern nun offerierten Reinhard Wolf von der Handelskammer und Rolf Salo vom Verein „Weiterbildung Hamburg e.V.“ der Öffentlichkeit einen Kompromiß. Statt staatlicher Kontrolle in Form eines Weiterbildungsgesetzes, wie es Bürgermeister Voscherau noch in seiner Regierungserklärung angekündigt hat, soll es eine Positivauslese geben. Ein Beirat, zusammengesetzt aus Handelskammer, Arbeitsamt, Schulbehörde, DGB, DAG, Hochschulen und Landeszentrale für politische Bildung, hat dafür eigens eine 47-Punkte-Checkliste erstellt, die die Träger nach Treu und Glauben ausfüllen müssen. Bei Unklarheiten sollen externe Gutachter und in letzter Instanz ein Schlichtungsausschuß die Sache klären. All jene der rund 130 Weiterbildungsträger, die den Kriterien genügen, bekommen das Gütesiegel des „Weiterbildung Hamburg e.V.“ ausgehändigt. Weiterbildungs-Klitschen, die zu große Kurse anbieten, nur mit schlecht bezahlten Aushilfen arbeiten oder mit falschen Versprechungen werben, bleibt die bunte Plakette vorenthalten.

„Die, die das Siegel nicht beantragen, wissen schon warum“, sagt Christoph Ehmann. Er gehe davon aus, daß es auf diesem Wege gelingt, „die Spreu vom Weizen zu trennen“. 96 Institutionen gehören dem „Weiterbildung Hamburg e.V.“ bereits an, über 100 haben die Aufnahme beantragt. Ehmann: „Zwei Anträge haben wir gleich abgelehnt.“

Bis zum 1. Januar 1994 trägt ihr Siegel noch den Zusatz „beantragt“, danach erst soll die Prüfung durch die Mitarbeiter des „Weiterbildung Hamburg e.V.“ abgeschlossen sein. Auskünfte über einzelne Träger können jedoch schon ab sofort bei der Geschäftstelle eingeholt werden (Telefon: 39 14 92). Übrigens kann man sich dort auch über Anbieter beschweren. kaj