Blütenweißer Zuckerguß

Den 60 Seiten starken Prospekt „Dorfurlaub in Österreich“ ziert ein reizendes Mädel mit geflochtenem Haarkranz und einem Strauß gelber Butterblumen. Es wirkt städtisch, aber angepaßt gekleidet im ortstypischen Dirndl. Der Bub neben ihr auf der Holzbank hat in seinen hochgekrempelten Jeans etwas Unordentliches an sich, genauso wie der Geißenpeter der „Heidi“. Was hat sich verändert seit den Wirtschaftswunderjahren, als der stolze Familienvater in der neuen Limousine mit Mama, Kind und Kegel nach Österreich reiste und von Bergalmen behaglich auf schnuckelige Landschaften blickte? Die Fotos sind wie gehabt – Ideallandschaften aus der Zeit der hochglänzenden Alpenwandkalender. Und der Text ist ständig „im Dialog mit der Natur“ und sucht immer die „intensive Auseinandersetzung mit der Natur ringsum.“

Die „Österreich Werbung“ ist auf dem Ökotrip. Blütenweißer Zuckerguß überzieht werbewirksam den Dorfprospekt. Es bedient sich alter Bilder und sprachlich modernisierter Stereotypen, um die neue touristische Liaison von Öko und Idyll zu verzuckern. Heute ist schon der gute alte Familienurlaub in den Bergen Ökotourismus. Christel Burghoff