Die Weinflut steigt in Europa

■ Bis zum Jahr 2000 jährlich 4.000.000.000 Liter zuviel

Brüssel (AP) – Nach Butterberg und Milchsee sieht die Brüsseler EG-Kommission eine Weinflut von fast 40 Millionen Hektolitern Überproduktion auf die EG zuschwappen – ein vier Meter tiefer See von einem Quadratkilometer Größe. Einem sinkenden Verbrauch stünden in der EG steigende Importe und eine trotz Flächenstillegung wachsende heimische Erzeugung gegenüber, sagte der Landwirtschaftskommissar Rene Steichen gestern in Brüssel. Wenn die EG-Regierungen keine neue Politik zur Regulierung des Weinanbaus beschlössen, werde die Gemeinschaft bis zum Jahr 2000 einen Jahresüberschuß von 39 Mill. Hektolitern Wein produzieren. Jährlich werden in der EG heute rund 190 Millionen Hektoliter Wein verbraucht.

1993 dürfte die EG der Kommission zufolge knapp 3,2 Milliarden Mark zur Subventionierung des Weinanbaus ausgegeben, von denen 1,8 Milliarden allein dazu dienen, die strukturelle Überproduktion abzuschöpfen. Die gegenwärtige Politik verfehle ihr Ziel, sagte Steichen: „Es gibt zuviel Wein.“ Zudem könne Betrug immer weniger unterbunden werden: „Die geltenden Regeln sind zu komplex, was die Überwachung immer stärker erschwert.“

Neben der Rodung solle deshalb künftig die Abkehr von einer ertragsintensiven Produktion gefördert werden, etwa mit dem Einsatz ökologischer Anbauverfahren. Ziel müsse sein, die Überschußproduktion zu vermeiden, statt ihre Folgen zu finanzieren.