■ Das Portrait
: Tom Koenigs

Frankfurts Stadtkämmerer Foto: Karin Hill

Joschka Fischer war der erste grüne Staatsminister dieses Planeten. Sein Freund und Kampfgefährte aus rebellischeren Tagen, Tom Koenigs (49), ist der erste grüne Kämmerer einer deutschen Großstadt. Die beiden kamen durch und an nach dem langen Marsch durch die Institutionen. Millionen wie 1971 an den Vietcong hat der Bankierssohn Tom Koenigs als Finanzdezernent Frankfurts heute nicht mehr zu verschenken. Auf satte acht Milliarden Mark summieren sich die Schulden der Stadt. „Sparen“ – so OB von Schoeler zu seinem frischgekürten Kämmerer – sei noch eine „höchst unzureichende Beschreibung für das, was heute vor uns liegt“.

Bei den Grünen in Frankfurt genießt Tom Koenigs zwar (fast) ungebrochene Sympathie. Doch seine Bestallung zum Kämmerer in den für die Kommunen immer härter werdenden Zeiten der Rezession war an der Parteibasis eine umstrittene Entscheidung der Koalitionsverhandlungsrunde nach den für die SPD desaströsen Kommunalwahlen vom März. Von einem „geschickten Schachzug der SPD“ war die Rede, denn beim Sparen 1993 geht es an die Substanz: Kulturetat runterfahren, den „Stellen-Wasserkopf“ in der Stadtverwaltung abbauen, Schwimmbäder schließen und ganze Verwaltungseinheiten privatisieren. Aber auch bei der SPD reiben sich nicht alle die Hände – sondern einige lieber an Tom Koenigs. Die Spitzenposition des Stadtkämmerers wollten vor allem die Rechten in der Partei keinem Grünen überlassen. OB von Schoeler verzichtete lieber darauf, Koenigs vom Stadtparlament förmlich wählen zu lassen: zu viele unsichere Kantonisten in den eigenen Reihen. Er machte – nach der Hessischen Kommunalwahlordnung (HGO) zulässig – von seiner Dezernatsverteilungskompetenz Gebrauch und etikettierte am Freitag den Umweltdezernenten Tom Koenigs zum Stadtkämmerer um. Der neue Mann gilt über grüne Parteigrenzen hinaus als „sachkompetent“. Koenigs war Mitte der 80er Jahre Finanzreferent der Grünen im hessischen Landtag und danach Büroleiter bei Umweltminister Joschka Fischer. Nach dem rot-grünen Kommunalwahlsieg 1989 in Frankfurt/Main wurde der Fahrradfan mit der alten schwarzen Lederjacke dann eine Legislaturperiode lang Umweltdezernent der Stadt. kpk