Schloßherrin gegen Turnhosen

■ Affront gegen die Gäste auf dem Sommerfest am Hasenberge / Plant die Gastgeberin Böses?Will sie ihre Zöglinge aufpäppeln?

Zum „Sommerfest“ wird eingeladen am Hasenberge, so verkündet die hübsche Faltkarte in verhaltenem Beige. Vor dem geistigen Auge entwickelt sich direktemang die Idylle: Auf sonnenbeschienenem Schloßrasen lustwandeln weiße Schirmchen, unter ihnen junge Frauen, die in luftigen, ja fast durchsichtigen Röcken gekleidet ihr Haar im Sommerwind flattern lassen.

Doch jäh wird das romantische Gemälde im Kopf zerstört: Ein „Merkblatt“, kratzig-rosa mit einem zickigen Blaustich, entgleitet der dezenten Einladung. Auf diesem eng bedruckten Zettel wird die Gastgeberin recht konkret und bemerkt in fettgedruckter Futuraschrift: „Besucher in Trainings- und Jogginganzügen sowie Sport- oder sportähnlicher Kleidung (insbesondere in kurzen Hosen) können nicht eingelassen werden.“ Dies könnte als gutgemeinter Ratschlag für weniger geschmackvolle Zeitgeister verstanden werden, schließlich gehören kurze Hosen, insbesondere bei Männern, auf Sommerfesten wirklich verboten.

Stutzig macht dann allerdings die Bemerkung, den Gästen sei „nicht gestattet, Handtaschen, Aktentaschen, Fotoapparate mitzuführen“. Gar „Kinderkarren“ und Geburtstagspakete verbietet die Schloßverwaltung harsch. Auch „das Errichten von Zelten und Windschutz aus Wolldecken, Laken etc. wird nicht gestattet!“ Neben unzähligen anderen Verhaltensgeboten endet das merkwürdige und umfangreiche Verbotsblatt mit der gedruckten Unterschrift „die Anstaltsleitung“. Denn der Rasen des Hasenbergs liegt in Fuhlsbüttel, die Gastgeberin ist die Justizvollzugsanstalt und das Schloßgelände nennen die dort Ansässigen „Santa Fu“.

Die Bekleidungsvorschriften begründet die JVA damit, daß „sportähnliche Kleidung ausschließlich den Insassen vorbehalten ist“. Wie soll man das verstehen? Fürchtet die Schloßherrin um die Contenance ihrer gehüteten Männerschar, wenn diese ein beshortetes Frauenbein erblickt? Möglich wäre auch ein geheimes Vorhaben der Heimverwaltung, auf dem Fest einen sportlichen Wettkampf anzubieten, bei dem die Gäste zwangsläufig verlieren müssen, weil es ihnen an bequemer Bekleidung mangelt. Das wäre zwar gemein, würde aber die Stimmung der Zöglinge bei der Fete am 14. und 15. August enorm heben. Greta Eck