Massaker in Südafrika

■ Nach Blutbad in Kapstädter Kirche Überfall in Schwarzensiedlung

Johannesburg (epd/AFP) – In der südafrikanischen Schwarzensiedlung Daveyton südlich von Johannesburg sind in der Nacht zum Montag neuen Menschen erschossen worden. Wie südafrikanische Medien berichteten, hatten unbekannte Täter wenige Stunden nach dem Massaker in einer weißen Kirchengemeinde in Kapstadt von einem fahrenden Auto aus auf Passanten geschossen.

Bei dem Angriff auf die Kirchengemeinde waren am Sonntag in einem von Weißen bewohnten Vorort Kapstadts elf Menschen getötet und 52 weitere verletzt worden. Wie die südafrikanische Polizei mitteilte, schossen fünf Schwarze während des Abendgottesdienstes in der anglikanischen St.-James-Kirche mit Gewehren in die Menschenmenge und warfen Handgranaten. Anschließend konnten die Täter entkommen.

Südafrikas Präsident Frederik de Klerk und der Minister für Recht und Ordnung, Hernus Kriel, verurteilten den Überfall in aller Schärfe. Der Afrikanische Nationalkongreß (ANC) teilte mit, er sei „zutiefst schockiert“ über die „Barbarei“ des bewaffneten Überfalls auf die Kirchengemeinde.

Unter den Toten waren nach Angaben des Bürgermeisters von Kapstadt, Frank van der Velde, drei russische Seeleute, die zusammen mit 130 Landsleuten an dem Gottesdienst teilgenommen hatten. Kriel sagte, der Angriff sei ein in hohem Maße abscheuliches Verbrechen und die Polizei müsse alles versuchen, um die Täter zur Strecke zu bringen. Ein Polizeisprecher erklärte, aufgrund der Zeugenaussagen verfüge die Polizei über eine relativ gute Täterbeschreibung.

Präsident de Klerk betonte, alle Anzeichen sprächen dafür, daß der Überfall von Extremisten verübt worden sei. Es dürfe nicht hingenommen werden, daß solche Gewalttaten gemeinsame Versuche, eine friedliche Verhandlungslösung für Südafrika zu finden, zunichte machten, fügte er hinzu. Der ANC teilte mit, der Vorfall zeige, daß „böse Mächte“ am Werk seien, die die Demokratieverhandlungen bekämpften und die Zukunft des Landes zerstören wollten. Der Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu sprach von einem „unvorstellbaren und abscheulichen“ Angriff.

Der Überfall auf die Kirchengemeinde ereignete sich zu Beginn einer Woche, in der die Mehrparteienverhandlungen in Südafrika in eine entscheidende Phase eintreten. Am Montag sollte ein Kompromiß zur künftigen föderalistischen Struktur Südafrikas vorgelegt werden. Die Inkatha-Freiheitspartei (IFP) sowie mehrere Homelands hatten wiederholt mehr Autonomie für die Provinzen gefordert, die nach ihren Vorstellungen mit weitgehenden Kompetenzen ausgestattet und unabhängig von der Zentralregierung werden sollten.

In der Nacht zum Sonntag wurden weitere acht Menschen bei Gewalttaten in der Township Daveyton im Südosten Johannesburgs getötet und 14 weitere verletzt, wie die Polizei mitteilte. Bewaffnete seien durch die Straßen gefahren und hätten wahllos auf Menschen geschossen. Im Laufe der vergangenen Woche wurden in Daveyton insgesamt 42 Menschen getötet. Die Gewaltwelle hatte begonnen, nachdem am Montag vergangener Woche sechs IFP-Anhänger getötet worden waren.