Stagflation in der Bundesrepublik

■ Preise steigen; Zinssenkungen werden unwahrscheinlicher

Frankfurt/Berlin (dpa/taz) – In der Bundesrepublik herrscht Stagflation, das heißt wirtschaftliche Stagnation plus Inflation. Vor allem der starke Anstieg der Mieten hat sämtliche Hoffnungen auf ein Nachlassen des Preisauftriebs zunichte gemacht. In Hessen ist die jährliche Inflationsrate mit 4,8 im Juli besonders hoch. Im Vormonat hatte die aufs Jahr umgerechnete Rate noch bei 4,7 Prozent gelegen. normalerweise erwarten die Wirtschaftswissenschaftler bei wirtschaftlicher Rezession und zurückgehender Nachfrage eine Verlangsamung des Preisanstiegs.

Im hessischen Landesdurchschnitt stiegen die Mieten innerhalb von zwölf Monaten um 8,2 Prozent. Aber auch Dienstleistungen lagen mit 7,8 Prozent deutlich über dem durchschnittlichen Anstieg, teilte das Statistische Landesamt mit. Insgesamt wird die Juli- Inflationsrate in der Bundesrepublik mit Sicherheit über 4,2 Prozent betragen, schätzt das Statistische Bundesamt.

Hoffnung, daß auf dem letzten Zentralbankratstreffen vor der Sommerpause am Donnerstag Zinssenkungen beschlossen werden könnten, werden deshalb wohl enttäuscht. Weder die Preisstabilität noch das Geldmengenwachstum entwickelt sich zur Zufriedenheit der Bundesbanker. Die Geldmenge wuchs um 7,1 Prozent, weit über dem für 1993 angepeilten Zielkorridor von 4,5 bis 6,5 Prozent.