Wer röstet, rostet nicht

■ Eduscho will in Bremen expandieren und braucht dazu mehr Platz / Umsatz vergrößert

Wer röstet, rostet nicht

Eduscho will in Bremen weiter expandieren und braucht dazu mehr Platz / Umsatz vergrößert

Bremens reichster Mann hat seinen vorläufigen Frieden mit den armen Schluckern vom Senat geschlossen. Rolf Schopf (65), Eduscho-Kaffee-Baron, bezeichnete gestern sein Verhältnis zur Koalition als „Waffenstillstand“. Was den auf Milliardenvermögen geschätzten Familienunternehmer versöhnlich stimmt, ist der Verkauf des Geländes zwischen Lloydstraße und Bundesbahn durch den Senat an Eduscho. Hier will der Bohnenröster demnächst ein Gebäude für den Postvertrieb seiner Produkte aufbauen. Gefährden könnten den Waffenstillstand die weiteren Expansionspläne des Unternehmens. Eduscho hat dafür den Weserbahnhof II im Kopf und das Gelände des RoRo-Anlegers im Europahafen. Der Senat plant für beide Standorte bisher Dienstleistungsunternehmen.

Schopf setzt auf „Salamitaktik“. Stadt am Strom? „Schön und gut“, sagt er, „aber die Weichenstellungen für dieses Gebiet sind nach dem Ende des Krieges getroffen worden, als hier der Hafen angesiedelt wurde.“ Realität vor Utopie.

Eduscho hat die Medien eingeladen. Das Familienunternehmen (6.000 Mitarbeiter, davon 1.200 in Bremen) ist nicht auskunftspflichtig wie beispielsweise Aktiengesellschaften. Schopf selbst, der die Präsentation der Unternehmenserfolge in der Vergangenheit seinen Geschäftsführern überlassen hat, ist die größere Sensation. Weit vor der schlichten Meldung, daß die Bremer Röster 1992 wieder einmal mit 2,5 Mrd. Mark ihren Umsatz gegenüber dem Vorjahr vergrößert haben und das bei fallenden Preisen. Ca. 1,1 Mrd. Mark hat das Unternehmen davon nicht mit Kaffee, sondern mit Gebrauchs- und Geschenkartikeln gemacht: rund 600 Produkte werden pro Jahr in acht bis 14tägigen Aktionen über Filialen, Depots und Versand unter die Leute gebracht.

Dafür weiht Schopf in andere Geheimnisse ein. „Man sollte grundsätzlich frei sein von Banken“, sagt er. „Wenn man Geld hat, laufen sie einem hinterher, wenn es einem schlecht geht, geben sie keine Kredite.“ Ob ein Familienunternehmen in dieser Größenordnung noch zeitgemäß ist, will die Journalistin vom Handelsblatt wissen. Schopf: „Wir haben uns die steuerlichen Vorteile dieser Gesellschaftsform zu Nutze gemacht. Wenn morgen die GmbH interessant wird, dann werden wir darauf zugehen.“ Genug Kapital für Investitionen hat der Kaffee-Patron, der sich in diesem Punkt allerdings vorsichtig ausdrückt: Eigenkapital sei in einer Größenordnung von mehr als 30 Prozent der Bilanzsumme vorhanden. Außerdem sei das gesamte Immobilienvermögen außerhalb der Gesellschaft schuldenfrei. Ein weiteres Geheimnis, das ganz nebenbei gelüftet wird: Eduscho hat über lange Jahre für seine Rösterei in Berlin eine komplette Ausfall-Rösterei in Bremen vorgehalten für den Fall, daß die Grenzen plötzlich geschlossen würden.

Seit die Mauer weg ist, wird Bremen als Standort für Eduscho wieder attraktiver. Das hat zwei Gründe: Erstens den Wegfall der Berlinförderung für Unternehmen, zweitens die hohen Umweltschutzauflagen, die Eduscho in Berlin erfüllen muß: Die Rösterei steht dort mitten in einem Wohngebiet. Berlin bleibt als Standort bestehen, versichert Schopf: „Dort haben wir die modernste Anlage Europas. Der Standortnachteil wird dadurch ausgeglichen, daß die Fabrik bereits dort ist.“ Als Auslandsschwerpunkte hat sich das Unternehmen neben einer Rösterei in Budapest (Umsatz in 92: 25 Mio) jetzt auch noch Polen für weitere Investitionen ausgesucht. mad