Das ufert sonst aus

■ Birgit Wendt über Saschas Computerspielerei

hierhin das Porträt

von der Frau mit

kurzen Locken

Ihr Sohn sagt, nach zwei Stunden ist Schluß mit Spielen.

Birgit Wendt: Ja, das ufert sonst aus. In dem Alter verliert man sich leicht, und schon ist der Tag rum. Nee, ich versuche lieber, auch ganz andere Sachen mit ihm zu machen, mal Monopoly zu spielen oder Karten, mal nach draußen zu gehen. Wenn's um Computerspiele geht, da setzt sich mein Mann manchmal mit ihm hin. Ich selber kann dem ja nichts abgewinnen.

Die Regel ist, daß die Kinder mit den Spielen allein sind.

Leider. Ich arbeite halbtags als Erzieherin, da sehe ich zur Genüge, wohin das führt, wenn die nur noch am Bildschirm hängen. Saschas Freunde zum Beispiel, wenn sie zum Computerspielen kommen, die können sich nur noch sehr mühsam konzentrieren, die haben überhaupt keine Ausdauer mehr. Wenn die ein Spiel nicht in einer halben Stunde raushaben, dann hauen die wieder ab, weil sie nicht wissen, wohin mit ihrer Zappeligkeit. Umso stärker bin ich bei Sascha drauf bedacht, daß er mit diesen Spielen umzugehen lernt.

Er muß sie sich ja auch von seinem eigenen Geld kaufen, sagt er.

Ja, zum größten Teil. Ich denke, das hilft ihm, die Dimensionen nicht aus den Augen zu verlieren. Ein anderer Vorteil ist der, daß Sascha viel unter die Leute muß, weil er sich nicht alles einfach aus dem Kaufhaus besorgen kann. Inzwischen hat er hat da ein ganz eigenes Geschick für günstige Käufe, fürs Handeln und Tauschen entwickelt.

Haben Sie früher mal dran gedacht, ihm den Gameboy zu verweigern?

Ja, aber nicht im Ernst. Das verlagert das Problem ja nur nach draußen. Irgendwie kommen sie ran. Außerdem kann Sascha schon auch selber entscheiden, was er macht. Ich finde ja gut, wenn die zusammen spielen wie jetzt beim Gameboy-Treff des Sparkassenclubs, wenn die auf Tauschbörsen gehen und Spiele ausprobieren und sich gegenseitig die neuesten Tricks verraten.

Wären Sie dafür, daß man ihnen dazu öffentlich Gelegenheit bietet?

Unbedingt. Am besten wär's, die Stadtbibliothek hätte ein Spielzimmer und würde all die begehrten Spiele verleihen.

Haben Sie keine Angst, daß die Spielerei dann gar kein Ende mehr nähme?

Im Gegenteil. Ich glaube, der Reiz wäre stark gemindert, wenn alles so einfach zur Verfügung stünde. Und die Kleinen müßten nicht immer dieses Risiko eingehen: Da wollen sie unbedingt die neuesten Spiele haben, für die ja auch ein immenser Werbeaufwand betrieben wird, und dann sind sie enttäuscht, weil's doch oft bloß langweiliger Quatsch ist; da sind sie aber schon eine Menge Geld losgeworden. Nur wenn sie an alles ohne große Kosten rankämen, könnten sie auch selber testen und entscheiden, was ihnen wirklich Spaß macht. Fragen: schak