Aus für Zella-Mehlis

■ Keine Chance für Kugellagerfabrik?

Zella-Mehlis (AFP) – In Thüringen spitzen sich die Proteste gegen Betriebsstillegungen und Arbeitsplatzabbau weiter zu. Gestern wurde das endgültige Aus für die Kugellagerfabrik in Zella-Mehlis mit ihren 450 Beschäftigten besiegelt. Der Betriebsrat des seit acht Tagen besetzten Werkes kündigte energische Gegenwehr an. Gemeinsam mit den Belegschaften der ebenfalls gefährdeten Jagdwaffenwerke Suhl, der Thüringischen Faser Schwarza, den Porzellanwerken Kahla und der Kali- Gruben von Bischofferode (Siehe Seite 4) will man heute in Zella- Mehlis gegen die Arbeitsplatzvernichtung demonstrieren.

Der Betriebsrat berät über Möglichkeiten, die Gegenwehr zu steigern. Die Belegschaft werde voraussichtlich zu anderen Aktionsformen greifen als die Bergleute in Bischofferode, sagte das Betriebsratsmitglied Jürgen Mund. Am Vorabend war ein letzter Versuch der Landesregierung gescheitert, das Werk mit einer Bürgschaft zumindest vorübergehend zu erhalten. Die Geschäftsführung der Deutschen Kugellagerfabriken Leipzig (DKFL) und die Vertreter des Schweinfurter Mutterunternehmens FAG Kugelfischer kündigten an, das Thüringer Werk bis Ende des Jahres stillzulegen und die 450 Mitarbeiter schrittweise zu entlassen. Die westdeutsche Muttergesellschaft will von den vier DKFL-Werken in Ostdeutschland mit 2.000 Beschäftigten nur zwei Betriebe in Sachsen mit 350 Mitarbeitern erhalten.

Der Betriebsrat hat von FAG Kugelfischer inzwischen von Kugelfischer die Kunden- und Marktanteile zurückverlangt. Kugelfischer solle die übernommenen zehn Prozent zurückgeben. „Mit diesem Unternehmensanteil von 100 Millionen Mark könnten wir uns selbst aus dem Dreck ziehen“, sagte Betriebsrat Goedecke.