Spekulationen in Moskau

■ Schachraj: Personalveränderungen

Moskau (AFP) – Nach Ansicht des engen Jelzin-Beraters und Vize-Ministerpräsidenten Sergej Schachraj könnte die überraschend angekündigte Rubelreform zu einem Rücktritt der russischen Regierung führen. Vor Journalisten kritisierte Schachraj gestern die plötzliche Entscheidung der Zentralbank. Von der Rubelreform erwarte er zwar politische Vorteile, da sich die anderen Republiken der ehemaligen Sowjetunion nun entscheiden müßten, ob sie den Rubel als Währung beibehalten oder eigene Währungen einführen wollen, jedoch keine wirtschaftlichen Vorteile. Schachraj fügte hinzu, Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow sei über die Maßnahme im Bilde gewesen, er selbst sei jedoch erst drei Stunden vor der öffentlichen Ankündigung informiert worden.

Hinsichtlich der Währungsfrage sagte Schachraj, Präsident Jelzin habe nicht mehr die Möglichkeit, die Initiative zu ergreifen. Er könne lediglich versuchen, das zu halten, was er noch in der Hand habe. Schachraj erklärte, in Zukunft müsse mit mehreren diskreten Personalveränderungen in der Regierung gerechnet werden.

Chasbulatow, der am Montag erklärt hatte, das Parlament habe die Reform nicht gebilligt, forderte unterdessen die Rücknahme der Rubelreform. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax bezeichnete der Parlamentspräsident die Entscheidung als „illegal“. Sie ziele darauf ab, die ehemaligen Sowjetrepubliken aus der Rubelzone herauszudrängen. Ministerpräsident Viktor Tschernomyrdin räumte nach Angaben von Interfax ein, daß die plötzliche Maßnahme schlecht geplant gewesen sei. Er versicherte jedoch, daß die Reform nicht zur Entwertung der russischen Währung führen werde. Niemand werde dadurch Verluste erleiden. Siehe Seiten 7 und 11.