Chaos hat einen Namen: UKE

■ Beurlaubung rückgängig gemacht / Neue Vorwürfe gegen die Uni-Klinik / Gutachter: Strahlentherapie nicht mehr zu beanstanden     Von Uli Exner

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's ... Einen Tag nach der Beurlaubung des UKE-Oberarztes Wulf-Peter Brockmann haben Wissenschaftssenator Leonhard Hajen und UKE-Chef Heinz-Peter Leichtweiß die Beurlaubung wieder rückgängig gemacht. Nach stundenlangen Gesprächen teilten UKE und Behörde gestern mit, daß Brockmann ab heute wieder im Dienst sei. Einziger Unterschied: Der Oberarzt Brockmann ist nicht länger kommissarischer Abteilungsleiter.

Begründung für das mit „unglücklich“ äußerst milde umschriebene Agieren der Herren Leichtweiß und Hajen: Einzige Alternative zur Wiedereinstellung Brockmanns sei die Schließung der Strahlentherapie-Abteilung des UKE gewesen. Stimmt. Denn die Begründung mit der der unbequeme Brockmann am Dienstag vom Dienst suspendiert worden war, trifft auf die beiden anderen verbliebenen Ärzte ebenso zu. Auch sie waren bereits zu jenen Zeiten in der Abteilung tätig, in denen bei einigen Krebspatienten offenbar erhebliche Strahlenschäden verursacht wurden.

Das Ausmaß dieser Schäden könnte nach Ansicht des Patienten-Anwalts Wilhelm Funke noch wesentlich größer sein als bisher angenommen. In einem Offenen Brief an den Wissenschaftssenator teilte Funke gestern mit, daß immer mehr Menschen bei ihm wegen angenommener UKE-Strahlenschäden um Rechtsbeistand bitten. Mehr als 40 Fälle lägen ihm bisher vor, in elf Fällen seien die ehemaligen UKE-Patienten inzwischen gestorben. Deren Hinterbliebene werfen dem UKE vor, daß nicht die eigentliche Krankheit, sondern die Strahlentherapie die Todesursache gewesen sei.

Funke geht inzwischen auch davon aus, daß nicht nur, wie bisher angenommen, Darmkrebspatienten Schäden durch die vom inzwischen beurlaubten Chefarzt Klaus-Henning Hübener eingeführte Behandlungsmethode erlitten haben: „Nach meinem gegenwärtigen Kenntnisstand muß ich davon ausgehen, daß es in der strahlentherapeutischen Abteilung des UKE auch nach einer (...) Behandlung anderer Tumore (...) zu schweren und schwersten (...) Schäden gekommen ist.“

Einziger Lichtblick im inzwischen auch für Hajen und UKE-Chef Leichtweiß karrierebedrohenden Krankenhausskandal: Die Begutachtung der strahlentherapeutischen Abteilung der Uni-Klinik durch eine Expertengruppe hat ergeben, daß die Strahlentherapie im UKE zumindest jetzt nicht mehr zu beanstanden ist. Das genaue Ergebnis der Expertenuntersuchung wollen UKE-Chef Leichtweiß und Wissenschaftssenator Hajen heute bekannt geben.