Heimatgrüße unter 0221 - 389 44 88

■ Deutsche Welle macht Frontfunk

Köln (taz) – Vollbusige Showschönheiten und brüllend komische Entertainer bekommen die Frontkämpfer anderer Staaten im Ermunterungsprogramm vor Ort geboten. Die Bundesblauhelme in Somalia müssen erst mal mit Dieter Weirich vorlieb nehmen. Der Intendant der Deutschen Welle (DW) will Ende August zusammen mit seinem CDU-Parteifreund, Verteidigungsminister Volker Rühe, zur Truppe fliegen und mit dem Druck auf den symbolischen roten Knopf eine „Funk- und Fernsehbrücke“ starten. Doch die audiovisuelle Verbindung zur Heimat wird dann längst stehen. Jetzt schon können die Soldaten via Kurzwelle das Radioprogramm des Kölner Auslandsrundfunks empfangen – bereichert durch Gruß- und Wunschsendungen der Lieben in Deutschland, die ihre Message auf dem Anrufbeantworter hinterlassen können (0221 - 389 44 88).

In diesen Tagen kommt nun auch die TV-Connection zur Bundesrepublik zustande. Dreieinhalb Stunden täglich flimmert den Mannen in Belet Huen dann das Deutsche-Welle-Fernsehen ins Zelt – mit im Programm auch eine deutsche Schlagerparade des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR). Die Nachrichten und Informationen aus der Heimat werden über eine zwei Zentner schwere Satellitenschüssel eingefangen, die mit Sponsorenhilfe eingeflogen wird. Zusätzlich erreichen Sportsendungen mit der Fußballbundesliga die Soldaten auf DW-Videokassetten, die von der Bundeswehr zu ihrem Außenposten geflogen werden.

Für DW-Boß Weirich ist die Sonderproduktion in der Sondersituation kein besonderer Gefallen, sondern eine ganz normale Dienstleistung und eine „besonders wichtige Aufgabe“, die „das Haus mit großem Engagement wahrnimmt“. Auf kritische Anfragen reagiert er gelassen. „Durchhalteansprachen des Intendanten“ via Satellit werde es nicht geben. Daß das Blauhelm-TV dem sonst mit seinem Nullimage kämpfenden Bundessender öffentliche Aufmerksamkeit beschert, ist sicher eine entscheidende Triebfeder für die DW-Aktion. Denn Weirich will sein TV-Programm möglichst bald von 16 auf 24 Stunden ausweiten. Dafür braucht er aber ARD, ZDF und die Fürsprache der Medienpolitiker in Bund und Ländern. Öffentliches Interesse oder gar Wohlwollen für den Fronteinsatz käme da natürlich gerade recht. Christoph Heinzle