"Entenhausen" in Berlin

■ Täglich werden in der Berliner Münze 1,5 Millionen neue Geldstücke produziert /Die Geldfabrik am Molkenmarkt ist gut geschützt / 700jährige Tradition

Dagobert Duck hätte seine helle Freude: In der Berliner Münze könnte der berühmte Comic-Geizhals aus „Entenhausen“ in Bergen von Geld baden. Täglich werden dort 1,5 Millionen Münzen vom Pfennig bis zum Fünfmarkstück produziert. Jede der hochmodernen Maschinen spuckt pro Minute 750 geprägte Metallplättchen aus. Wie in der Traumwelt Walt Disneys dürften „Panzerknacker“ auch in Berlin scheitern: Die „Geldfabrik“ am Molkenmarkt im alten Stadtzentrum ist gut geschützt. „Wir haben ein absolutes Sicherheitssystem“, sagt Geschäftsleiter Hartmut Mielke. Videokameras und Bewegungsmelder sind installiert, um Langfinger dingfest zu machen. Eine ausgeklügelte Kontrolle sorgt zudem dafür, daß bei der Produktion nicht die eine oder andere Mark verschwindet.

Die Berliner Münze mit einer mehr als 700jährigen Tradition ist eine von fünf staatlichen Prägeanstalten in Deutschland. An der Spree hergestellte Geldstücke sind am Prägebuchstaben A zu erkennen, der 1750 für die damalige königliche Hauptmünze eingeführt wurde und seitdem in Berlin verwendet wird.

Zu DDR-Zeiten war die im Ostteil der Stadt gelegene Münze die einzige Produktionsstätte für „Alu-Chips“, wie das Hartgeld- Ost spöttisch genannt wurde. Auch staatliche Auszeichnungen, Orden und Ehrenzeichen wie das „Banner der Arbeit“ kamen von dort. Die DDR-Münze hatte zudem das Monopol zur Versorgung der rund 1.000 privaten Zahnarzt- und Goldschmiedebetriebe mit Gold und Silber, so Mielke.

Ein Fünftel des deutschen Kleingelds

Kurz nach der Währungsunion wurde am 16. Juli 1990 mit der Produktion von Münzen für die Bundesrepublik begonnen. Die Münze wurde mit rund neun Millionen Mark modernisiert, die Belegschaft von 258 auf 100 Beschäftigte verkleinert. Heute prägt sie 20 Prozent des bundesdeutschen Kleingelds.

Zehn bis zwölf Tonnen Plättchen aus kombiniertem Kupfer, Nickel, Eisen und Messing werden pro Tag angeliefert. Während der einzelnen Arbeitsgänge werden sie immer wieder gewogen und gezählt. Münze um Münze fällt nach dem automatischen Prägen aus der Maschine in einen Behälter, der gefüllt ein Gewicht von exakt 650 Kilogramm haben muß. Genau 300.000 Pfennige, 100.000 Markstücke, 75.000 Zwei- oder 60.000 Fünfmarkstücke gehören hinein. Beim anschließenden Verpacken in Rollen wird erneut gezählt und gewogen. „Wir haben keine Reklamationen von außen“, sagt der Geschäftsleiter.

In einer gesonderten Abteilung werden außerdem hochglanzpolierte Sammlersätze hergestellt. Alle zweieinhalb Jahre wird auch eine Zehn-Mark-Gedenkmünze der Bundesrepublik geprägt. Die erste kam 1991 mit dem Motiv des Brandenburger Tores heraus. Eine weitere ist für 1994 zum 50. Jahrestag des Attentats auf Hitler geplant. Das Schwergewicht unter den Sammlerstücken ist die Sondermedaille zur Olympiabewerbung Berlins: Sie wiegt ein sattes Kilo. Margret Scholtyssek (dpa)