Bundesregierung lastet schottische Skandal-WAA aus

■ Deutsche Forschungsstätten liefern Atommüll nach Dounreay

Berlin (taz) – Von der Bundesregierung finanzierte Großforschungseinrichtungen halten eine skandalumwitterte Atomfabrik in Schottland in Betrieb. Nach dem Kernforschungszentrum Karlsruhe, dem (Kern-)Forschungszentrum Jülich und der Physikalisch Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig hat jetzt auch das Berliner Hahn-Meitner-Institut 26 abgebrannte Brennelemente nach Dounreay verschifft.

Die von Bonn finanzierten Forschungseinrichtungen sorgen so dafür, daß die WAA weiterbetrieben werden kann, der die britische Regierung ab 1994 die Subventionen gestrichen hat. Die Atommüllverarbeitung in Dounreay wird vom schottischen Gesundheitsamt für 14 Leukämiefälle in der Umgebung verantwortlich gemacht. Bei Urinproben pinkelte ein Sechstel der Atomarbeiter Plutonium. Zudem waren 1991 mehrere Kilo waffenfähiges Uran 235 abhanden gekommen.

Eben weil die öffentlichen Gelder knapp geworden sind, sind die Manager von Dounreay derzeit auf der Suche nach Atommüll, den sie verarbeiten könnten. Vordringlich haben sie es dabei auf Abfälle aus rund 50 westlichen Forschungsreaktoren abgesehen. Außer in der BRD haben sie nach Angaben von Chris Bunyan bisher sicher in Spanien einen Auftrag erhalten. Für weitere Aufträge, so der Mitarbeiter der schottischen Anti-Atom-Kampagne NENIG, gebe es keine offizielle Bestätigung.

Die Bundesregierung hatte in der Antwort auf eine kleine Anfrag der PDS-Abgeordneten Dagmar Enkelmann im Mai eingeräumt, daß die vier oben genannten Großforschungseinrichtungen des Bundes Verträge mit Dounreay abgeschlossen haben. Daneben wird in der Antwort noch die TU München als Vertragspartner der Schotten genannt.

In Dounreay lagert außerdem ein Teil des plutoniumhaltigen Reaktorkerns für den Schnellen Brüter in Kalkar und 348.000 Brennelementekugeln, die einst im Hochtemperaturreaktor Hamm- Uentrop eingesetzt werden sollten. 1992 hatte die Nuclear Cargo Service, eine Tochter die Bundesbahn, sogar den Antrag gestellt, den Rest des plutoniumhaltigen Reaktorkerns für Kalkar per Flugzeug von Hanau nach Dounreay zu schaffen. Dem Antrag gab das Bundesamt für Strahlenschutz statt, die strahlende Fracht wurde aber aus anderen Gründen nicht transportiert. Für etwaige Schäden waren die Plutoniumflüge angeblich mit je 50 Millionen Mark versichert. Hermann-Josef Tenhagen