Finanzkrise der PLO

■ Missionen in Europa vor dem Aus

Kairo/Berlin (dpa/taz) ) – Eine schwere Finanzkrise zwingt die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) zu umfassenden Sparmaßnahmen. Mehrere Missionen der PLO in Europa sollen geschlossen, Grundstücksbeteiligungen in verschiedenen Hauptstädten weltweit verkauft werden, wird der PLO-„Außenminister“ Faruq Qaddumi am Mittwoch in der in London erscheinenden arabischen Tageszeitung Asharq al-Awsat zitiert. Es sei „kein Geheimnis, daß wir Botschaften und Büros vor allem in Europa nicht halten können, für die wir Steuern bezahlen, die aber offiziell nicht anerkannt sind“. Nach den Angaben Faruq Qaddumis soll in den skandinavischen Ländern nur eine einzige PLO-Vertretung für Nordeuropa bestehen bleiben. Auch an anderen Orten solle ein Büro für mehrere Länder gleichzeitig zuständig sein. Über das Schicksal des Bonner PLO-Büros konnte die „Informationsstelle Palästina“ der taz gegenüber gestern keine Angaben machen.

Wie Sharq al-Awsat weiter berichtete, hat PLO-Chef Jassir Arafat auch drei seiner „Ministerien“ abgeschafft, darunter die für Information, Kultur und Soziales. Außerdem gebe es aufgrund der dünnen Finanzdecke Überlegungen, das PLO-Hauptquartier von Tunis nach Kairo zu verlegen.

Über den Wert der weltweiten PLO-Besitzungen gibt es keine genauen Schätzungen. In den vergangenen 25 Jahren hatte die Befreiungsorganisation stets Unterstützung von seiten der arabischen Länder erhalten. Nach dem Golfkrieg wurde der PLO vor allem von den Golfstaaten angelastet, sich auf die Seite des Irak gestellt zu haben, und ein Großteil der Hilfe versiegte. Aus Kuwait wurden knapp eine halbe Million Palästinenser ausgewiesen. Die „Steuern“, die von den in den Golfstaaten verbliebenen palästinensischen Arbeitern an die PLO entrichtet werden, wurden eingefroren.

Der PLO nahestehende politische Beobachter vermuten, daß Arafat in Gesprächen mit dem jordanischen König Hussein vereinbart hat, daß PLO-Vertreter zukünftig in den jordanischen Botschaften im Ausland mitvertreten sind. Sollte sich dies bewahrheiten, ist die Schließung der PLO-Büros nicht allein eine Sparmaßnahme, sondern auch ein wegweisender, politischer Schritt. kim