Döner Kebab in Geesthacht

■ HSV traf bei einer torlosen Landpartie Fenerbahce Istanbul

Geografisch sind es nur 30 Kilometer von Hamburg bis Geesthacht, fußballhistorisch war's eine Zeitreise. Vorbei am 'Naturlädele' galt es am Sonnabend abend, hinter dem örtlichen Edeka-Markt geparkt, einen revierähnlichen Hang zu erklettern und Schlange zu stehen. Anstellen für ein Freundschaftsspiel des HSV? Naja, Gegner war Erstligist Fenerbahce Istambul und dessen Anhänger gaben der Begegnung Ereignischarakter. „Das türkische Fernsehen überträgt das Spiel live“, stöhnte Mitorganisator und erster Vorsitzender des VFL Geesthacht Reinhard Holzmüller leicht überfordert.

Selbst Fenerbahces Präsident flog ein, um die Leistung seiner zuletzt gegen die Bielefelder Amateure sehr erfolglosen Jungs zu begutachten. „Für Fener's Trainer Holger Osieck kommt es heute drauf an“, weiß Reinhard Holzmüller.

Obwohl das Faxgerät erst eigenhändig rangeschafft werden musste und der Kopierer aufgrund von Strommangel seinen Geist aufgab, trug das Spiel doch wesentlich zur Erhellung der 777. Jahrfeier Geesthachts bei. Döner, Ayran (türkisches Joghurtgetränk) und Warsteiner statt labberiger Wurst und alkoholfreiem Bier wie am Volkspark, das gefiel. „Draußen stehen noch hundert Meter lange Schlangen, bitte setzen sie sich auf die Tartanbahn“, drang es kurz nach Spielbeginn in türkisch und deutsch aus den Lautsprechern. 5000 Fans, unter ihnen 500 der Mannen um Thomas von Heesen, drängelten sich zuletzt zwischen Spielfeld und begrenzender Grünanlage. Das waren 1000 mehr als die Polizei erlaubt. „Da kamen selbst Wagen aus Köln, die Leute konnten wir doch nicht draußen lassen“, begründet Herr Holzmüller den Sieg der Leidenschaft über die Bürokratie. Resultat: Fußball hautnah. Fast ohne Ablenkung konnten die Neuzugänge begutachtet werden. Libero Michael Kostner, Stig Töfting (zur Halbzeit gegen Harald Spörl ausgewechselt) sowie vorallem Geburtstagskind Valdas Ivanauskas setzten Akzente in der torlosen, stets von der Möhlmannschen Truppe dominierten Begegnung. Der Stürmer aus Litauen erzielte zwei Abseitstore und nach einer Stunde setzte er das Rund so kraftvoll unter die Alulatte, daß diese fortan eine Delle zu haben schien. „Ivan der Schreckliche“ murmelte es daraufhin anerkennend selbst aus den Mündern der gegnerischen Fans. Österreichs 'Fußballer des Jahres' spielt in der Tat etwas brachial auf, aber schrecklich? Mitstürmer Karsten Bäron überragt Ivanauskas schließlich noch um eine Handbreite.

C laudia Thomsen