Schwanger – was nun?

■ Seit dem 16. Juni finanziert die Frauenkasse Abtreibungen

Ganze drei Tage waren nach dem Karlsruher Urteilsspruch zum § 218 im Mai vergangen, da folgte schon die pragmatische Antwort engagierter Frauen aus Berlin: Auf Initiative der TU-Professorin Barbara Schaeffer-Hegel, der ehemaligen Berliner Frauensenatorin Anne Klein und der Abgeordneten Renate Künast (Bündnis 90/ Grüne) gründete sich die bundesweit aus Spenden finanzierte Frauenkasse, um finanzielle Hilfe beim Schwangerschaftsabbruch anzubieten. Frauen, die keinen Anspruch auf die Hilfe des Sozialamts haben oder sich nicht mit den Behörden herumschlagen wollen, können von der Frauenkasse einen Zuschuß von bis zu 500 Mark erhalten. In den ersten sechs Wochen nach Inkrafttreten der Karlsruher Übergangsregelung konnte auf diese Weise bisher 18 Frauen unbürokratisch und schnell geholfen werden. Mit Unterstützung der Berliner Ärztekammer will die Kasse „vor allem sozial schwachen Frauen auch künftig eine Abtreibung in Würde ermöglichen“, so Anne Klein.

In Berlin rechnen bisher zehn abbrechende Ärzte nach einer Übereinkunft direkt mit der Frauenkasse ab. Anfang letzter Woche verabschiedete der Vorstand der Berliner Ärztekammer eine entsprechende Vereinbarung mit den Initiatorinnen der Frauenkasse. Danach kann sich eine Frau, die nicht in der Lage ist, ihren Abbruch selbst zu bezahlen, an ihre Ärztin wenden und diese auffordern, mit der Frauenkasse abzurechnen. Derzeit ermittelt die Berliner Ärztekammer, welche ÄrztInnen bereit sind, Abtreibungen mit der Frauenkasse nach dem AOK-Satz abzurechnen. Im restlichen Bundesgebiet vermitteln vor allem Beratungsstellen der Pro Familia den Kontakt zur Frauenkasse. Auch hier können ÄrztInnen direkt mit der Kasse abrechnen. Allerdings arbeitet die Frauenkasse bisher erst mit zwei Arztpraxen in München und Hamburg zusammen.

„Letztlich“, so Ika Klar vom „Berliner Frauenbund 1945“ und derzeit unbezahlte Managerin der Frauenkasse, „würden wir es begrüßen, wenn sich in jedem Bundesland eine ähnliche Kasse gründete.“ Doch entsprechende Initiativen sind bisher rar. Die Hamburger Grünen verwarfen die Idee nach anfänglichem Interesse. Einzig in Dresden gründete sich auf Initiative der örtlichen PDS-Vorsitzenden Christine Ostrowski, verschiedener SPD-Politikerinnen, KünstlerInnen, JournalistInnen und des Stadtverbands von Bündnis 90/Grüne die Sächsische Frauenkasse nach Berliner Vorbild. Doch wo in Berlin bisher gut 150.000 Mark Spendengelder aufs Konto flossen, blieb Sachsens Kasse bisher weitestgehend leer. flo

Frauenkasse, Kontakt: Berliner Frauenbund 1945 e.V., Ansbacher Str. 63, 10777 Berlin, Tel.: 030/213 55 14, 030/891 77 59, Spenden an: Frauenkasse, c/o Ika Klar, Berliner Bank, Konto-Nr. 999 800 9600, BLZ 100 200 00, oder: Ärztekammer Berlin, Apotheker- und Ärztebank, Konto-Nr. 180 113 4000, BLZ 100 908 03

Sächsische Frauenkasse, Kontakt: Frauenzentrum „Sowieso“, Angelikastr. 1, 01099 Dresden, Tel.: 0351/751470; Spenden an: Sächsische Frauenkasse, Kennwort: Frauenkasse-Recht, Stadtsparkasse Dresden, Konto-Nr. 352 801 656, BLZ 850 551 42