Neue Examens-Turbulenzen bei den Wiwis

■ Zwei weitere Deals mit Prüfungsklausuren aufgeflogen

Im Fachbereich Wirtschaftswissenschaften der Uni Hamburg wird weiter mit Prüfungsfragen gehandelt, Klausuren müssen ausfallen. Nachdem schon am Donnerstag ein Student dem Prüfungsamt den Text der Marketingklausur vom Freitag vorgelegt hatte (taz berichtete), sind am Wochenende zwei weitere Deals mit Examensklausuren aufgeflogen.

Während jedoch einer der beiden Prüfer, Prof. Dr. Horst Todt, vom Prüfungsamt benachrichtigt wurde und eine andere Klausur schreiben ließ, mußte die zweite Klausur gestern ausfallen, weil der prüfende Professor nicht rechtzeitig erreichbar war. Mehr als ärgerlich für die 45 betroffenen ExamenskandidatInnen, die sich ungeprüft wieder trollen mußten.

Das Prüfungsamt ist sicher, daß alle Aufgabentexte der Diplomklausuren, die noch geschrieben werden sollen, bereits im Handel sind. Bis zu 2000 Mark sollen verlangt worden sein; wer die allerdings bezahlt hat und wem, ist bisher nicht klar. Da ebenfalls unklar ist, wie viele PrüflingInnen sich auf die schon geschriebenen Klausuren illegal vorbereiten konnten, müssen diese vielleicht für ungültig erklärt werden.

Erst einmal jedoch müssen für die noch ausstehenden Klausuren alle rund 25 PrüferInnen neue Fragen für die etwa 1200 Prüflinge formulieren. Jürgen Köser vom Rechtsreferat der Uni vermutet sogar, daß selbst wenn jetzt alles hundertprozentig läuft, „Leuten mit dem Diplom aus dem Sommersemester von einem Personalchef unangenehme Fragen gestellt werden könnten. Dann wäre das Prüfungssemester trotz allem im Eimer.“

Rätselhaft ist, durch welche undichte Stelle die Klausurtexte nach außen durchsickern. Die einzige Erklärung, die Prof. Dr. Horst Seelbach, Vorsitzender des Prüfungsausschusses, bieten kann: „Jemand ist mit einem Nachschlüssel in die Räume des Prüfungsamtes eingedrungen und hat alle Klausuren kopiert.“

Er schließt aus, daß die Texte bei der Zentralen Vervielfältigungsstelle abhanden gekommen sind: Eine der „Mogel“-Klausuren ist gar nicht dort durchgegangen.

Ulrike Winkelmann