Wer will nach Gröpelingen?

■ Niedrige Mieten sollen EinzelhändlerInnen in den Stadtteil locken/

Pornoläden, Videotheken und Gemüsehandlungen haben keine Chance, Schuh- und Kinderspielzeugläden, Cafés und Restaurants schon eher: Die Bremische hat acht leerstehende Läden in der Gröpelinger Heerstraße und der Lindenhofstraße zwischengemietet und sucht nun PächterInnen dafür. Die Bremische Gesellschaft für Stadterneuerung, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, die Gröpelingen saniert, will aus der Gröpelinger Heerstraße und der Lindenhofstraße wieder florierende Einkaufsstraßen machen.

Doch wer will schon in dieser Gegend einen Laden aufmachen? Gröpelingen, in der Mitte zwischen der City und Vegesack gelegen, ist seit Jahren kein Mittelzentrum mehr. Hauptursache des Niedergangs: die Schließung der AG Weser vor zehn Jahren. Selbst die Geschäfte der BilliganbieterInnen gehen schlecht.

Lockmittel der Bremischen: niedrige Mieten. Sie bietet den HändlerInnen Mieten an, die erst mit wachsendem Umsatz auf das ortsübliche Niveau der Gewerbemieten steigen sollen. Dazu Beratung für ExistenzgründerInnen und eineMarkt- und Standortanalyse. Wer mag, sollte sich schleunigst bei Anne Lüking unter 3687282 melden.

Ungewöhnlich ist nicht nur, wie die Bremische hier in den Markt eingreift und HändlerInnen umschwärmt — ungewöhnlich ist außerdem, daß die bereits ansässigen HändlerInnen sich über jeden neuen Konkurrenten freuen würden. Wenn noch mehr Leute zum Einkauf in andere Stadtteile fahren, haben nämlich auch diese Geschäfte keine Zukunft.

Diese Sanierungsmaßnahme soll allerdings nicht die türkischen Gemüseläden und Vereinslokale aus der Lindenhofstraße vertreiben, sagt Anne Lüking von der Bremischen. Nicht Vertreibung ist das Ziel, höchstens eine gewisse „Bewegung“: Manchen Läden könnte man andere und geeignetere Standorte anbieten; so wie etwa einem Autohaus an der Gröpelinger Heerstraße einen verkehrsgünstigeren Standort an der Hafenrandstraße. Ohnehin habe die Wiederbelebung des Stadtteilzentrums nichts mit Nationalitäten zu tun. Mit einem türkischen Bäcker in der Lindenhofstraße/ Ecke Grüne Dockstraße etwa berät die Bremische, ob er nicht in einem Glasanbau ein Café aufmachen könnte. Daß aus Gröpelingen auch kein Schicki-Micki- Quartier werden soll, stellte Hermann Krauß von der Handelskammer klar: „Es geht darum, daß Gröpelingen nicht weiter zerbröckelt.“

cis