Mit Akupunktur und Hypnose gegen die Angst vorm „Bohren“

■ Zahnärzte besinnen sich zunehmend der Naturheilkunde

In Berlin gibt es derzeit 16 Zahnärzte, die ihren Patienten mit Hilfe von Akupunktur oder Hypnose die Angst vorm Bohren nehmen. Nach Angaben der Zahnärztekammer werden es immer mehr, die sich trotz geringer Nachfrage für die Anwendung von Naturheilverfahren in der Zahnarztpraxis interessieren. Dies zeigten die langen Wartelisten für entsprechende Weiterbildungskurse.

Während die ersten Veranstaltungen der Kammer 1990 nur zu zwei Dritteln besetzt waren, seien sie heute „überbucht“. Um den Wissensdurst zu stillen, werde voraussichtlich schon ab Herbst das Angebot erhöht. Derzeit finden zwei Seminare im Jahr mit rund 100 Teilnehmern statt.

Nach Einschätzung des Kammerpräsidenten Karl Heinz Löchte haben naturheilkundliche Disziplinen auch „in der Zahnheilkunde einen Platz“, wenngleich sie dort keine Wunder zu leisten vermögen.

Weder könne man mit hochpotenzierten Tropfen ein Loch im Zahn füllen oder mit Akupunktur fehlende Zähne ersetzen, noch könnten Phytopharmaka eine vereiterte Zahnwurzel retten, heißt es in einem Presseschreiben. Entsprechend gering sei derzeit auch die Nachfrage von Patienten an diesen Verfahren.

Löchte rechnet jedoch mit einem Anstieg, da Akupunktur zum Beispiel vor allem für jene Patienten die „letzte Rettung“ darstellt, die auf übliche Narkosepräparate allergisch reagieren oder diese ablehnen. Auch vermag sie in Ergänzung zu anderen Therapiemethoden chronische Beschwerden und neuralgische Schmerzen zu lindern. Dabei werden Akupunkturnadeln ins Ohr, aber auch am Handrücken oder im Mund des Patienten gesetzt.

Bei größeren chirurgischen Eingriffen, wenn etwa ein Zahn gezogen wird, muß der Arzt allerdings auf konventionelle Verfahren zurückgreifen. Extrem ängstlichen Patienten kann dagegen mit einer Hypnose geholfen werden. Unter Anwendung der jahrtausendealten Methode zur Beeinflussung des Unterbewußtseins wird der Schmerz so gut wie ausgeschaltet und die Blutung gestoppt. Im Tiefschlaf – wie bei einer Narkose – befindet sich der Patient jedoch nicht, er empfindet nur nicht wie gewohnt.

Geeignet für eine Hypnose ist nach Angaben der Zahnärztekammer jeder gesunde Patient, der über „einigermaßen Vorstellungskraft“ verfügt. Allerdings sollte bedacht werden, daß der finanzielle sowie zeitliche Aufwand oftmals in keinem Verhältnis zu konventionellen Methoden stehe.

Die Behandlung mit Akupunktur oder Hypnose muß der Patient in der Regel selbst bezahlen. Nur in Ausnahmefällen, etwa bei einer Allergie gegen Narkosepräparate, übernehmen die Krankenkassen die Kosten.

Die Adressen der Akupunktur- und Hypnose-Zahnarztpraxen können bei der Zahnärztekammer, Klaus- Groth-Straße 3, 14050 Berlin, Tel. 302 99 35, erfragt werden. ADN