Greenpeace bald ohne dicke Pötte

■ Umweltorganisation verkauft großes Schiff / Interne Debatte um das richtige Handwerkszeug für Greenpeace

Berlin (taz) – Die Umweltorganisation Greenpeace will eines ihrer großen Schiffe verkaufen. Ulrich Jürgens, Leiter der Meeresschutz-Kampagne bei Greenpeace International, sagte gestern, die Gondwana, ein 1974 gebautes Versorgungsschiff, stehe in Hamburg zum Verkauf. Den rund 60 Meter langen Pott mit 8.000-PS-Motor hatte Greenpeace für seine Antarktis-Kampagne benutzt. Nach dem internationalen Vertrag, der einen Verzicht auf die ökonomische Nutzung der Antarktis vorsieht, hatte Greenpeace vor Monaten die Kampagne abgeschlossen. „Die haben wir gewonnen. Das Schiff hat seine Aufgabe für uns erfüllt.“

Was sich zunächst wie ein ganz nomaler Vorgang anhört, ist Teil einer heftigen Debatte hinter den Kulissen. Grundsätzlich geht es um die Frage, welche Instrumente für eine Umweltorganisation wie Greenpeace angemessen sind. Zur Disposition stehen dabei auch die anderen sechs Schiffe der Greenpeace-Flotte: Darunter die Beluga, die Sirius, die Rainbow Warrier, vor allem aber das Flagschiff, die 9.000 PS starke Solo.

„Da gibt es die einen, die sagen, die Solo ist ein tolles Schiff. Damit kommen wir überall hin“, so Jürgens. „Und die anderen meinen, daß es sich nicht mit unserem Bild in der Öffentlichkeit verträgt, ein 60-Meter-Schiff mit 9.000-PS-Motor zu betreiben, das am Tag auch noch sieben bis acht Tonnen Sprit braucht.“ Die einen sind vor allem die Niederländer mit ihrer Tradition stolzer Seefahrer. Der Kapitän der Solo Albert Kuiken hatte die Debatte über die Zukunft der Greenpeace-Schiffe denn auch in die Medien getragen. Nach der Meinung des Seebären braucht die Organisation das Schiff für die Außendarstellung. Die Debatte laufe schon seit sechs Monaten, räumt Jürgens ein. Für den Deutschen ist sie aber noch nicht entscheidungsreif. Auch wenn er vorsichtig formuliert, sieht Jürgens eigentlich keine Chance für die großen alten Pötte der derzeitigen Greenpeace- Flotte. Hermann-Josef Tenhagen