Kautschuk im Straßenbau?

■ Die Kautschuk-Importeure im Hafen gleiten in die roten Zahlen

Die europäische Autoindustrie fährt in die Krise, und die Kautschukhändler im Hamburger Hafen fahren mit. „Wir haben im ersten Halbjahr dieses Jahres rund zehn Prozent weniger Kautschuk importiert als in den ersten sechs Monaten 1992“, berichtet Edgar E. Nordmann, dessen Firma Nordmann, Rassmann GmbH & Co der größte deutsche Kautschukhändler ist. Die Kunden der Händler haben angesichts sinkender Absatzziffern nur noch geringen Bedarf an dem natürlichen Rohstoff aus dem Kautschukbaum (Hevea Brasiliensis). Der Vorjahresimport von netto rund 210.000 Tonnen Naturkautschuk wird in diesem Jahr nicht wieder erreicht werden.

Die Geschäfte der Importeure sowie der kautschukverarbeitenden Industrie in Deutschland, die 1992 immerhin knapp 16 Milliarden Mark umsetzte, hängen überwiegend von Krisenbranchen ab: Neben der Autoindustrie sind dies der Bergbau, der Maschinenbau sowie die Bauindustrie, der es allerdings noch recht gut geht. Nordmann: „Es ist schwierig, neue Anwendungsbereiche für Kautschuk zu finden, zumal das Material sich schlecht recyceln läßt.“ Ein interessanter Markt der Zukunft könnte allerdings die Verwendung von Naturkautschuk im Straßenbau sein. In einer Asphaltmischung wirkt Kautschuk dämpfend und lärm-dämmend.

Über Hamburg werden jährlich knapp 180.000 Tonnen in die Bundesrepublik eingeführt und weitere große Mengen im Transit umgeschlagen. Doch das große Geschäft ist der Kautschukhandel nicht. Es gibt gerade noch acht aktive Kautschukhändler in Deutschland, davon fünf in Hamburg. Sie alle handeln zusätzlich mit anderen Rohstoffen oder Industriegütern. Das Einfuhrvolumen von rund 380 Millionen Mark im vergangenen Jahr ist zu gering, um mehr Betriebe zu ernähren. Nordmann, der auch Vorsitzender des Vereins der am Kautschukhandel beteiligten Firmen ist: „Die Tendenz zur Konzentration und zu größeren Einheiten wird sich fortsetzen.“ E. Gienke/dpa