piwik no script img

Ein offenes Stadtteilcafe

■ betr.: Stellungnahme des Cafe Klatsch, Wiesbaden, zur Enttarnung des Verfassungsschutzmannes Klaus Steinmetz

Stellungnahme des Cafe Klatsch, Wiesbaden, zur Enttarnung des Verfassungsschutzmannes Klaus Steinmetz

Da uns in den letzten Tagen Presse und Fernsehen bedrängt haben, seitdem bekannt wurde, daß Klaus S. ein Spitzel des Verfassungsschutzes und mit Klaus Steinmetz aus Wiesbaden identisch ist, sehen wir uns genötigt, eine kurze Stellungnahme abzugeben.

Klaus Steinmetz hat, wie schon in der Presse berichtet, tatsächlich im Cafe Klatsch gejobbt, in der Zeit von Ende 88 bis Mitte 89. Nach diesem Jahr mußte Klaus die Arbeit im Cafe Klatsch aufgrund persönlicher und politischer Differenzen aufgeben. In dieser Zeit stellte sich heraus, daß Klaus S. kein Interesse an Konzept und kollektiver Arbeit im Café hatte, sondern lediglich einen Job suchte, um Geld zu verdienen.

Unser Interesse aber war und ist die Verwirklichung des Projekts einer Café-Kneipe als Kollektiv ohne Chef/Chefin zu betreiben, selbstbestimmt zu arbeiten, ein offenes Stadteilcafé zu sein.

Alle Gäste, unsere Nachbar/Innen, kurz alle, die uns kennen, wissen von unseren vielfältigen politischen, kulturellen und sozialen Aktivitäten. Darunter Veranstaltungen und Initiativen zu den Themen wie autofreie Innenstadt, Kindernachmittage, Mieterinitiativen, Arbeitskämpfe (Streiks), Arbeit zu politischen Gefangenen, Musik und Theater, Frauen-LesbenKneipe, Situationsberichte aus anderen Ländern, Paragraph 218, Antimilitarismus, Antifaschismus u.v.m.

Seit Jahren wird von seiten des Staates aus versucht, mit dem Begriff „RAF-Umfeld“ linke Ansätze und Gruppierungen, die auf der Suche nach gesellschaftlichen Alternativen sind, inhaltlich zu reduzieren. In der Öffentlichkeit wurde ein Tabu geschaffen, welches zum Beispiel die Diskussion um und mit politischen Gefangenen mit Kriminalisierung bedroht.

Genau dies war auch der Sprachgebrauch der Medien in den letzten Tagen, in dessen Zusammenhang unter anderem das Cafe Klatsch genannt wurde. Wir sehen dies als einen Versuch der Hetze und Isolierung des Cafés und anderer politischer Zusammenhänge in Wiesbaden.

Genauere Informationen über die Person Klaus Steinmetz, ihre Anwerbung und Zusammenarbeit mit dem Verfassungsschutz müssen auch bei dieser Institution und nirgendwo sonst eingeholt werden. Das Kneipenkollektiv

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen