Überfall auf Zug in Kambodscha

■ Zehn Tote und 30 Verletzte / Konflikt zwischen UNTAC und Thailand um Angriff auf UN-Soldaten / Geplanter Abzug von UN-Truppen hat begonnen

Phnom Penh/Bangkok (AFP) – Zehn Menschen sind bei einem Überfall mutmaßlicher Rebellen der Roten Khmer auf einen Zug in Kambodscha getötet worden. Wie UN-Sprecher Eric Falt am Dienstag mitteilte, wurden bei dem Angriff am Montag auf der Strecke zwischen Sihanoukville und der Hauptstadt Phnom Penh 30 weitere Menschen verletzt.

Minen auf dem Gleis

Den UN-Angaben zufolge blockierten am Montag etwa 30 Angreifer nordöstlich der Stadt Kampot in Südkambodscha ein Bahngleis durch Minen. Dann hätten sie mit Sturmgewehren, Granatwerfern und Raketen das Feuer auf die Waggons eröffnet. Etwa 40 Passagiere seien gezwungen worden, zunächst nicht näher bezeichnete Teile der Ladung des Zuges wegzutragen. Die Passagiere seien schließlich fünf Kilometer weiter freigelassen worden. Nur 15 Minuten später habe eine Kompanie französischer UN-Soldaten den Ort des Überfalls erreicht. Auf derselben Strecke war bereits am 23. Juli ein Zug überfallen worden. Damals waren mehrere Menschen verletzt, jedoch niemand getötet worden.

Widersprüchliche Berichte gab es unterdessen über einen Zwischenfall am Sonntag, bei dem nach Angaben Falts UN-Mitarbeiter auf thailändischem Gebiet von Roten Khmer entführt und elf Stunden lang festgehalten wurden. Dies wurde gestern von dem thailändischen Geheimdienstchef General Charan Kullavanija energisch dementiert. Vielmehr seien die UN-Leute in der Nähe der thailändischen Grenze in Nordkambodscha festgehalten worden. Thailändische Soldaten hätten jedoch die Rebellen dazu überredet, ihre Gefangenen freizulassen.

Vorwürfe an Armee

„Wir haben Kontakte zu den Roten Khmer, aber wir unterstützen sie nicht“, betonte der General. Die UN-Übergangsverwaltung für Kambodscha (UNTAC) „sollte den gesamten Vorfall sorgfältig untersuchen, bevor sie eine Erklärung abgibt“, forderte Kullavanija. Er warf den UN-Mitarbeitern ferner vor, nach Thailand eingedrungen zu sein.

UN-Sprecher Falt beharrte dagegen auf seiner Darstellung vom Sonntag, derzufolge thailändische Soldaten es zuließen, daß 21 UN- Soldaten und Militärbeobachter in Thailand festgehalten wurden. Zuvor hätten Rote Khmer einen Grenzposten in Nordkambodscha sowohl von kambodschanischem wie von thailändischem Gebiet aus angegriffen. Zu dem Dementi Kullavanijas sagte Falt, die UNTAC wolle in den nächsten Tagen Beweise für ihre Vorwürfe vorlegen. Trotz der neuen Überfälle begann am Montag der Abzug von UN- Soldaten aus Kambodscha.