Friedensmarsch nach Sarajevo zu gefährlich

■ Organisatoren sagen Initiative ab / Kroaten verlassen bosnisches Staatspräsidium

Berlin/Split (taz/dpa) – Die bisher größte Demonstration gegen den Krieg in Bosnien sollte er werden, der internationale Friedensmarsch „Mir sada – Frieden jetzt“. Doch einen Tag bevor sich die erwarteten 10.000 Teilnehmer aus Europa und den USA von der kroatischen Stadt Split nach Sarajevo auf den Weg machen wollten, sahen sich die Organsiatoren zum Rückzug gezwungen: Der Weg in die bosnische Hauptstadt sei zu gefährlich.

Der Beschluß des Nato-Rates, mit der Planung von Luftangriffen auf serbische Stellungen um Sarajevo und andere eingeschlossene Städte zu beginnen, hatte zunächst keine Auswirkungen auf die Genfer Bosnien-Verhandlungen. Statt dessen konnte EG-Vermittler Owen einen weiteren Erfolg erzielen. Nachdem er sich monatelang bemüht hatte, das bosnische Staatspräsidium zu spalten, schlossen sich gestern die drei kroatischen Mitglieder der kollektiven Staatsführung der Delegation der selbsternannten Republik Herceg- Bosna unter Mate Boban an. Als Grund für ihren Positionswechsel gaben sie die fortdauerenden muslimischen Angriffe in Zentralbosnien an.

Neben den Kämpfen in Bosnien drohte gestern auch der Konflikt in Kroatien erneut zu eskalieren. Nachdem serbische Artillerie am Vortag die erst vor zwei Wochen errichtete Ponton-Brücke über die Maslenica-Bucht an der dalmatinischen Küste zerstört hatte, erklärte Präsident Tudjman ein Entmilitarisierungs-Abkommen für dieses Gebiet für nichtig.

Gleichzeitig forderte Tudjman die UNO-Friedenstruppen auf, umgehend eine Reihe von Resolutionen des Weltsicherheitsrates umzusetzen. Dies betreffe unter anderem die sofortige Wiederherstellung der Staatshoheit Kroatiens über die serbisch besetzten Gebiete.

Damit brachte Tudjman die UNO in Zugzwang, da die Blauhelme nach seinen Worten „weder die Ausrüstung noch das Mandat zu einem entschlosseneren Vorgehen als bisher“ hätten. Bericht Seite 8

Reportage aus Sarajevo Seite 11

Kommentar Seite 10